August Borsig (1804 – 1854) gründete 1837 seine Eisengießerei und Maschinenfabrik in Berlin, Chausseestraße Ecke Torstraße. 1850 eröffnete er in Alt-Moabit Ecke Stromstraße, ein zusätzliches Hammerwerk und erwarb ebenfalls in Moabit in der Kirchstraße eine Maschinenfabrik.

Der Sohn Albert (1829 – 1878) setzte das Unternehmen fort und gründete ein weiteres Borsigwerk in Oberschlesien. Nach seinem Tod führte ein Kuratorium die Geschäfte bis zur Mündigkeit der Söhne und schloss 1886 das erste Werk in der Chausseestraße.

1894 beschlossen die Söhne Ernst (1869 – 1933) und Conrad (1873 – 1945), die 1909 geadelt wurden, die Verlegung der beiden Moabiter Werkstätten nach Tegel, wo sie ein 216 000 m² großes Gelände zwischen dem See und der Berliner Straße und ein 7500 m² großes anschließendes Grundstück zwischen der Berliner Straße und der Kremmener Eisenbahnlinie erwarben.

Im Frühling 1896 wurde mit dem Bau des Werks begonnen. Die Pläne für die Anordnung der Gelände und die Eisenkonstruktion der Hallen stammten von dem Oberingenieur Metzmacher, die architektonischen Entwürfe der in den Formen der nördlichen Backsteingotik errichteten Gebäude fertigten die Architekten Konrad Reimer und Friedrich Körte.

Im Herbst 1898 war der Umzug von Moabit beendet. Die Hallen waren in Form in einer Fertigungsstraße von West nach Ost angelegt worden. Die Rohstoffe wurden am eigenen Uferkai aus den Lastkrähnen entladen, in den Hallen – Hammerschmiede, Dreherei, Maschinenmontage, Kesselschmiede, Metallgießerei, Lokomotiv-Zusammenbau – verarbeitet und verließen in Form fertiger Produkte das Werk über ein Anschlussgleis zur Kremmener Bahn. Außerdem bestand eine größere Eisengießerei mit Nebenwerkstätten, ferner eine eigene Kraftanlage zur Erzeugung von Gleichstrom für den Fabrikbetrieb.

An der Berliner Straße standen das Verwaltungsgelände mit den Büroräumen der Borsigbrüder und das repräsentative Borsig-Tor als Haupteinfahrt auf das Gelände. Im Jahr 1900 beschäftigte man im Tegeler Werk 206 Angestellte und 2333 Arbeiter, für die eine Anzahl Werkswohnungen im Haus Ernststraße 1/3 und in dem nahen, 1899 auf Wittenauer Gebiet gegründeten Ort Borsigwalde zur Verfügung standen. Hergestellt wurden Lokomotiven, Kältemaschinen für Brauereien, Kolbenverdichter, Kessel für den Schiff bau, Maschinen für die chemische Industrie, Entstaubungsanlagen, nach 1920 auch Dampfpflugmaschinen und der Haushaltsstaubsauger »Saugling«.

Im Ersten Weltkrieg wurden Rüstungsaufträge für die Heeresverwaltung – Kanonenrohre, Granaten, Minenwerfer, Torpedorohre – ausgeführt und die Werksanlagen auf hinzugekauften Grundstücken am südlichen und nördlichen Rand stark erweitert.

Während der Weltwirtschaftskrise musste Ende 1930 nach Fertigstellung der 14 000sten Lokomotive (seit 1841) der Lokomotivbau aufgegeben werden. Am 18. Dezember 1931 musste das Unternehmen die Zahlungen einstellen.

1933 erwarb die »Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik AG (Rheinmetall)« in Düsseldorf die Tegeler Werksanlagen und führte diese seit 1935 als »Rheinmetall-Borsig AG« fort, deren Aktienmehrheit seit 1938 bei den »Reichswerken Hermann Göring« lag. Im Tegeler Werk bestand nun neben dem zivilen Produktionsbereich (Pumpen- und Turbinenbau, Kesselschmiede) ein großer Bereich der Rüstungsindustrie (Langrohrgeschütze, Fliegerabwehrkanonen, Kanonen, Pistolen, Maschinengewehre).

Im März 1943 waren im Werk 9105 inländische und 5388 – meist gezwungene – ausländische, größtenteils weibliche Arbeitskräfte tätig.

1945 besetzten sowjetische Truppen das durch Luftangriff e stark zerstörte Werk und ließen sämtliche noch brauchbare Maschinen in die Sowjetunion abtransportieren. Von 1947 bis 1949 demontierte die französische Militärregierung die von den Arbeitern teilweise wiederhergestellten Produktionsanlagen erneut.

Nach 1950 stellte die in Bundesbesitz befi ndliche «Borsig AG« Dampferzeuger, elektrische Apparate, Kälteanlagen, Kugelhähne und Spaltgaskühler her. 1968 wurde ein Teil der Hallen mit dem 1923 errichteten Bürohochhaus an die »Thyssen-Gruppe« veräußert. Den übrigen Teil erwarb die »Deutsche Babcock AG«, die den größten Geländeteil 1985 an das Land Berlin veräußerte und sich auf das Randgelände Egellsstraße zurückzog. Hier produziert die »Borsig GmbH« nach verschiedenen rechtlichen Umgestaltungen noch immer Spaltgaskühlanlagen und Kolbenverdichter.