Es gibt sie noch, die Krippenspiele, die während der Gottesdienste am Heiligen Abend aufgeführt werden. Gerade Kindern wird hier die Weihnachtsgeschichte, die bekanntlich von der Geburt Jesu handelt, gut veranschaulicht. Vielleicht erinnern Sie sich ja noch an den Heiligen Abend des Vorjahres, als in der Kirche gleich der erste Gottesdienst mit einem Krippenspiel zum Mitmachen begann. Von den Krippenspielen unterscheiden sich übrigens Weihnachtsspiele dadurch, dass hier weitere biblische Szenen gezeigt werden. Weihnachtsspiele haben eine lange Tradition. So wurden geistliche Schauspiele bereits im Mittelalter zur Weihnachtszeit in ganz Deutschland veranstaltet. Doch im Laufe der Zeit arteten sie aus. Besonders für die Jugend wurden die Spiele Anlass und Vorwand für unnütze Streiche, die mit der kirchlichen Umgebung, in der sie dann stattfanden, im schlimmen Widerspruch standen. Auch in Berlin war das so. Als Folge wurde 1574 eine Verordnung erlassen, nach der der Rat der Stadt angewiesen wurde

die bösen Buben, so in der Christnacht in den Kirchen
alle Büberey verüben, durch die Stadt-Diener herausjagen
oder in die Thürme setzen zu lassen, damit
Zucht in den Kirchen zu erhalten und die Gottfürchtigen
an ihre christlichen Gebete nicht mögen gehindert
noch geärgert werden.

Weihnachtsspiele wurden auch am kurfürstlichen Hof aufgeführt. Junge Prinzen und Prinzessinnen des kurfürstlichen Hauses boten zusammen mit Kindern adliger Familien des Landes 1589 eine „kurze Comedie von der Geburt des Herrn Christi“ dar, die der Musikus Georg Pondo verfasst hatte. Aus dem Jahre 1611 ist überliefert, dass von den Söhnen und Töchtern der kurfürstlichen Familie zu Weihnachten ein „Kinder-Katechismus“ aufgeführt wurde. Er hatte in Fragen und Antworten die Geburt Christi nach der Lehre der Heiligen Schrift zum Gegenstand.

Doch dann nahmen wieder Mummenschanz und Narrenpossen zum Christfest so überhand, dass der Große Kurfürst dem Treiben am 17.12.1686 mit einem nachdrücklichen Verbot belegte. Es hieß hierin:

Nachdem viele Prediger und andere vielfältig geklagt,
daß gegen die Weihnachts-Feste mit dem sogenannten
heiligen Christ viel sehr ärgerliche Dinge vorkommen,
sogar Comedien und Possenspiele dabei gemacht
und getrieben werden: Se. Churfl . Durchl. Unser
gnädigster Herr aber solche Aergernis durchaus
abgeschaffet wissen wollen. Als befehlen Namens
Deroselben Wir Euch solche Aergernis gäntzlich abzuschaffen,
und darüber ernstlich zu halten.

Die Wirkung dieser Worte hielt aber wohl nicht lange an, denn schon am 18.12.1711 mahnte König Friedrich I. in Preußen die Berliner zu weihnachtlichem Ernst mit folgenden Zeilen:

Weil mit denen Lichter-Cronen
auf den Christabend viel Gaukeley
Kinderspiel und Tumult
getrieben wird: als befehlen wir
Euch hiermit nicht allein solche
Christ- und Lichterkronen gäntzlich
abzuschaffen. Sondern
auch die Christ-Messen nicht des Abends, sondern
des Nachmittags um 8 Uhr zu halten.

Den Übermut der Berliner konnte aber auch diese Verordnung auf Dauer nicht zügeln. So wundert es nicht, dass vor dem Weihnachtsfest von 1739 König Friedrich Wilhelm I. noch am 23.12. ein Edikt erließ, nach dem die „Christabend-Ahlefanzereien“ 1, besonders das öffentliche Tragen von Masken und die Verkleidung als Knecht Ruprecht und Engel Gabriel auf das strengste untersagt wurde.

Aus den geistlichen Schauspielen mit ihrem Ursprung im Mittelalter entwickelte sich im gewissen Sinne das Theater, das wir heute kennen. Weltliche Schauspiele entstanden. Damit gerieten auch die Berliner Weihnachtsspiele in Vergessenheit. Teils kamen als Weihnachtsspiele in den Theatern Berlins zu Beginn des 20. Jahrhunderts dramatisierte Märchen für die Kinderwelt zur Aufführung.

Gerhard Völzmann

Es gab einmal eine Kneipe in Tegel, die alle kannten, obwohl kaum jemand hinging. Ja, Eltern verboten ihren Heranwachsenden, erst recht den Mädchen, diese Kneipe aufzusuchen: die „Kajüte“. Die Kajüte war übel beleumdet und stand unter Beobachtung der Kripo. Warum?

Hier trafen sich gewisse junge Leute gleichen Lebensstils, durchschnittlich einhundert, Mädels waren auch dabei, meist am Wochenende, aber auch schon am Donnerstag. Manchmal – es war wohl 1957 – starteten donnerstags bis zu 100 Motorräder von der „Kajüte“ aus zu ihrer Fahrt durch die Stadt, zur „Bierschwemme“ in Schöneberg oder zum „Ri fi fi “, zu Kneipen ähnlichen Rufs wie die „Kajüte“ in Tegel. Für die Polizei stellte ein solcher Aufmarsch von Halbstarken, wie man sie damals nannte, eine echte Herausforderung dar, sie sah darin auch eine Verkehrsgefährdung.

Wen man heute alteingesessene Tegeler fragt, bekommt man immer die gleiche Antwort: „Klar kenn ich die Kajüte.“ Nachfrage: „Und – haben Sie dort verkehrt?“ – „Nein, natürlich nicht. Das durfte ich nicht. Eltern munkelten sogar von Prostitution.“

War die „Kajüte“ wirklich so schlimm und gefährlich? Die, die sie aufsuchten, wollten tanzen, wild tanzen; dort gab es Rock `n` Roll aus der Juke-Box. Also war die „Kajüte“ ein wenig Teil derrebellischen Jugendkultur. Aber nicht nur das. Hier trafen sich auch die Schlachtergesellen aus Tegel und aus Spandau. Man maß gelegentlich seine Kräfte. Die einen trainierten im Spandauer Box-Club, die anderen im Borsigwalder namens BC Concordia.

Die Spandauer Schlachtergesellen sollen besonders kräftig gewesen sein. Wer den Kürzeren zog und unterlag, wurde gelegentlich ins Wasser geworfen.

Und wo fand man die „Kajüte“? Sie war eine Kellerkneipe im „Tusculum“, einem großen renommierten Ausflugslokal, 1910 an Stelle eines einfacheren Vorgängerbaus errichtet – ungefähr dort, wo heute die Seeterrassen stehen. Im „Tusculum“ musste man in anständiger Kleidung erscheinen, die „Kajüte“ hingegen zählte zu den Kutscherkneipen, in denen nach altem Brauch auch die Kutscher mit aufgekrempelten Hemdsärmeln ihr Bier bekamen und sich mit anderen Kutschern trafen. Kellerkneipe – das verströmte schon ein wenig Atmosphäre von Verruchtheit. Hinzu kam, dass das Tusculum im Krieg teilweise zerstört worden war. Nur in der „Kajüte“ konnte der Betrieb aufrechterhalten werden. Kellerkneipe in einer Ruine – das schuf noch mehr Atmosphäre.

Der Besitzer einer Leichtmetallgießerei, Ingenieur Walter Koch, hatte große Pläne: Mit sozialem Wohnungsbau ließ sich Geld verdienen, es gab immer noch zu wenig Wohnungen in Berlin-West, obwohl doch nach Chruschtschow-Ultimatum und Mauerbau viele Betuchte die Stadt verließen, weil sie nicht daran glaubten, dass der Westen West-Berlin gegen „die Russen“ verteidigen würde. Also Wohnungsbau am Tegeler See. Dazu mussten die Ruine des Tusculum und das „Strandschloss“ abgerissen werden. Und die „Kajüte“ mit. So ging ein Stück Tegeler Untergrund verloren. Anstelle des Tusculums ließ Walter Koch das Gebäude für die beiden Großrestaurants „Seeterrassen“ und „Palais am See“ errichten, dichter ran ans Wasser für den schönen Ausblick. Als Architekten engagierte Koch den gebürtigen Tegeler Heinz Schudnagies, geboren in Alt-Tegel 12. Schudnagies durfte den Wohnkomplex aus Neptun und Nixe, die „Seeterrassen“ plus „Palais am See“ und später noch das „Hotel garni“, wie das „Hotel am Tegeler See“ damals hieß, direkt gegenüber den „Seeterrassen“, entwerfen – und noch manchen anderen Bau in Tegel. Die „Seeterrassen“ erhielten im Keller auch eine Kegelbahn. Diese Kegelbahn gibt es heute immer noch – in Räumen neben der „Hafenbar“. Die Hafenbar ist in gewisser Weise die Nachfolgerin der „Kajüte“. Auch wenn es heute dort gesitteter zugeht, zu Rock `n` Roll-Musik wird nach über 60 Jahren wieder getanzt.

Meinhard Schröder

In Kreisen, die Alexander von Humboldt nahe standen, kursierte Ende Januar 1859 eine eigentümliche Anekdote. Der Naturforscher und Gelehrte besaß seit Jahren einen „kohlschwarzen“ Papageien, den er vom Großvater der Prinzessin von Preußen geschenkt bekommen hatte. Von Humboldt liebte ihn sehr. Am 27.1.1859, als von Humboldt von einem Diner nach Hause kam, saß der Vogel traurig auf seiner Käfigstange. Der Gelehrte trat auf ihn zu mit der Frage: „Nun, Jakob, wer von uns beiden wird wohl zuerst sterben?“ – „Exzellenz“, so der anwesende Kammerdiener, „sprechen Sie doch zu einem Vogel nicht von so ernsten Sachen!“ Von Humboldt wandte sich ab und nahm ein Buch zur Hand. Eine halbe Stunde später drehte sich der Papagei plötzlich um, sah nach seinem Herrn – und fiel tot von der Stange.

Alexander von Humboldt

Ob Alexander von Humboldt zu dieser Zeit bereits etwas von seinem eigenen nahen Lebensende wusste oder ahnte? Alexander Freiherr von Humboldt, am 14.9.1769 in Berlin geboren, lebte in den letzten Jahrzehnten fast zurückgezogen bald in der Berliner Oranienburger Straße 67, bald auf dem Familiengut in Tegel. Betreut wurde er von seinem langjährigen Diener und Reisebegleiter Seyffert. Der größte Gelehrte der Neuzeit verstarb nach kurzer Krankheit am 6.5.1859 um 16 Uhr im neunzigsten Lebensjahr in Berlin. Das Leichenbegängnis fand vier Tage später statt. Die Oranienburger Straße war am 10.5. „für das große Publikum“ abgesperrt. Die meisten Häuser der Straße trugen Trauerfahnen. Das Trauergefolge warf einen letzten Blick auf den Verstorbenen, der in einem einfachen Eichensarg ruhte. Das Arbeitszimmer Humboldts, in dem der Sarg stand, war mit Fächerpalmen und blühenden exotischen Gewächsen geschmückt. Nach 8 Uhr wurde der Sarg auf den mit 6 Pferden bespannten Trauerwagen gehoben, der Zug setzte sich in Bewegung. Eröffnet wurde dieser von den Dienern des Verstorbenen und der Familie Humboldt. Es folgten etwa 600 Studierende der Friedrich-Wilhelms-Universität, ein Musikkorps und die Berliner Geistlichkeit, unter ihnen der Generalsuperintendent Hoffmann. Die zahlreichen Orden von Humboldts wurden auf samt-roten Kissen getragen. Der Sarg war mit Palmenzweigen, Lorbeerkränzen und einem Kranz aus weißen Azalienblüten geschmückt. Die Leidtragenden, die nun dem Sarg folgten, können hier nicht alle aufgeführt werden. Mit General-Feldmarschall von Wrangel, Fürst von Radziwill, Graf v. d. Groeben, den Mitgliedern beider Häuser des Landtages, den höheren Staatsbeamten, den Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften und Oberbürgermeister Krausnick werden hier nur wenige Personen bzw. Personengruppen genannt. Die lange Reihe der nachfolgenden Equipagen eröffneten die mit acht Pferden bespannten Galawagen des Königs und der Königin.

Vor dem Friedrichs-Gymnasium in der Friedrichstraße standen alle Schüler. Als sich der Zug näherte, stimmten sie „Jesus meine Zuversicht“ und „Es ist bestimmt in Gottes Rat“ an. Kopf an Kopf drängten sich die Menschen, alle Fenster der Häuser waren dicht besetzt. Unter den Linden, an der Universität vorbei, ging der Trauerzug dem Dom zu. Vom Haupteingang aus wurde der Sarg zum Altar getragen und dort auf einer Estrade niedergesetzt. Zu beiden Seiten wurden Ordenskissen niedergelegt. Der Raum am Altar war reich mit Palmen und blühenden Gewächsen geschmückt, auf vier mächtigen Kandelabern brannten zahlreiche Wachskerzen. Dem Sarg zunächst nahmen die Leidtragenden und die königlichen Prinzen Platz, während die Prinzessinnen, Friedrich Wilhelm, Karl, Friedrich Karl und Friedrich von Hessen der Feier in der königlichen Loge beiwohnten. Die Trauerrede hielt Generalsuperintendent Hoffmann. In kurzen Zügen versuchte er, ein Bild Alexander von Humboldts darzustellen. Die großartige Milde und Humanität, die allumfassende Liebe, die Herzensgüte und die zartsinnige Harmonie von Humboldts betonte er, aber auch die Zurückhaltung des Verstorbenen, wenn es galt, die Resultate seines Wissens und Erkennens mit den Resultaten der Offenbarung und des kirchlichen Glaubens zusammenzustellen, zu vergleichen und in Einklang zu bringen. Mit je einem von der Gemeinde und dem Domchor gesungenen Lied endete die Trauerfeier.

Auch am Abend, als in einem kleinen Zug der Verstorbene nach seiner letzten Ruhestätte in Tegel überführt wurde, säumten zahlreiche Berliner die Straßenränder, um von Humboldt mit entblößtem Haupt ihre Ehre zu erweisen. Doch dann kam es zu unglaublichen Vorfällen. Im Verlauf des Weges, den der Leichenwagen nahm, kam immer mehr eine „bestialische Horde“ an Menschen hinzu. „Damals fehlte nur wenig, daß sich der Pöbel der Leiche des großen Todten bemächtigte, um sie zum Entsetzen der Welt auf den Markt zu schleudern. Frauenzimmer, mit aufgelöstem Haar, barfüßig, bemächtigten sich damals des Leichenwagens, machten sich auf demselben breit und sangen die gemeinsten Straßenlieder.“ Dieser Exzess währte bis über die sogenannte Weichbildgrenze Berlins hinaus, die sich zu dieser Zeit Chausseestraße Ecke Liesenstraße befand. Die Polizei rührte sich nicht, ließ den Pöbel gewähren. Die Presse war übrigens rücksichtsvoll genug, indem sie der empörenden Greuelszenen in ihrer Berichterstattung nicht gedachte. Erst wenig später, als es vor dem Grundstein des Schillerdenkmals zu einem Pöbelexzess kam, wurde auch über die Geschehnisse anlässlich der Überführung Alexander von Humboldts nach Tegel berichtet.

Am 11.5. erfolgte die Beerdigung Alexander von Humboldts. Der General der Kavallerie, von Hedemann, führte als Haupt der Familie die Trauerfeier an. „Ministerin“ von Bülow, Fürst von Radziwill sowie eine zahlreiche Menge an bedeutenden Personen, Gelehrten, Künstlern und Privatleuten, die in inniger Teilnahme an dem Verstorbenen gebunden waren, hatten sich am Tegeler Schloss eingefunden. Auch viele Hauptstädter sowie die ganze Gemeinde von Tegel waren anwesend. Drei Geistliche, Superintendent Hoffmann, der auch für Tegel zuständige Pfarrer Horn aus Dalldorf wie Pfarrer Schulz aus Heiligensee waren zugegen. Der mit vielen Blumen geschmückte Sarg stand auf einem Katafalk im unteren Hallenraum des Schlosses.

Nach 10 Uhr wurde der Sarg von Männern der Gemeinde auf den Leichenwagen gehoben, der Trauerzug setzte sich in Bewegung. Die Kinder des Dorfes Tegel mit ihrem Lehrer Born führten ihn an. Sie trugen Palmen in den Händen. Das Musikkorps spielte den Choral „Alle Menschen müssen sterben“. Es folgte die Dienerschaft der Verstorbenen. Nun schlossen sich die leidtragende Familie, die bereits weiter oben genannten Persönlichkeiten sowie viele Gemeindemitglieder aus Dalldorf, Heiligensee und Schulzendorf an. Der Weg vom Schloss bis zu jener Stelle, wo der Fußweg zur Begräbnisstelle abzweigt, Lindenallee genannt, lag im ersten Frühlingsgrün. Vom genannten Abzweig an trugen andere Männer der Gemeinde den Sarg zu der Säule mit der Statue der Hoffnung von Thorwaldsen, an der sich die Gräber der Familie befinden. Der Gruft gegenüber sangen die Tegeler Kinder noch einmal den bereits oben genannten Choral. Generalsuperintendent Hoffmann hielt die Trauerrede am Grab, für dessen Ausschmückung am Tag zuvor aus den königlichen Gärten in Potsdam viele hohe Topfgewächse in Körben und eine große Menge an Lorbeer- und Palmenzweigen nach Tegel geschafft wurden. Sodann nahmen die Angehörigen Abschied, gefolgt von all den weiteren Trauergästen. Die Feier schloss mit dem Choral „Jesus meine Zuversicht“, gespielt und gesungen vom Musikkorps und den Kindern aus Tegel. „Ein tiefer Eindruck in allen Gemütern war unverkennbar“, so eine Zeitung zur damaligen Zeit.

Gerhard Völzmann

Der helle Klang seiner tiefen Stimme dringt bis zur Berliner Straße vor, man hört ihn und seine Gitarre von weitem: Elijohn singt, in der Fußgängerzone Gorkistraße, Elijohn Kariuki, 59 Jahre alt, aus Kenia. Und schon von weitem kramen Leute in ihren Portemonnaies, um Kleingeld griffbereit zu haben, wenn sie an der Quelle des Gesangs vorbeikommen. Wem das Herz aufgeht, der öffnet auch den Geldbeutel.

Manchmal sind es ältere Leute, die nicht unbedingt ein fröhliches Gesicht zur Schau tragen, die sich aber plötzlich bücken und ihren Obolus entrichten. Oder junge Frauen, denen der Gesang ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Oder kleinere Kinder, denen die Eltern eine Münze in die Hand gedrückt haben. Etwas schüchtern legen diese Kinder das Geldstück in die grüne Plüschschale auf den Rücken des Spendenhundes, der wie für Karneval ausstaffiert erscheint: mit rosa Bekleidung.

Wenn das Geld im Kasten klingt, … nein hier geht es nicht um Ablass, aber ein wenig springt die Seele doch in den Himmel, wenn Elijohn singt – ob nun gespendet wird oder nicht. Für jede Spende bedankt er sich, er unterbricht den Text seines Liedes und singt zur Melodie auf der Gitarre „Danke für kleine Spende“.

Elijohn spricht kein perfektes Deutsch, er bemüht sich um Verständigung, mit wenigen Worten oder auch ohne Worte. Trotzdem unterhält er sich gern. Und von allen Menschen, die ich mit ihm fotografierte, erhielt ich die Erlaubnis, das Foto von ihnen mit Elijohn zu veröffentlichen.

Wenn Babys vorbeigefahren werden oder kleine Kinder vorbeigehen, sucht er Blickkontakt mit ihnen. Und sie spüren es: Das ist ein Mensch, dem die Freude in den Augen leuchtet. Ja, Elijohn muss ein begnadeter Mensch sein. Aus seiner Religiosität macht er kein Hehl. Er singt Gospels wie “When the Saints go marching in” oder “He got the whole world in his hands”. Dann wird sein Gesichtsausdruck auch schon einmal ernst.

Aber er missioniert nicht, er verbreitet Lebensfreude. „Ein bisschen gute Laune“, ruft er uns zu und „Hakuna Matata“. Das ist Suaheli und bedeutet so viel wie „Alles in Ordnung“ oder „Kein Problem“. Und dann singt er eben, neben anderen, auch dieses afrikanische Lied „Hakuna Matata“, bei uns durch den Disney-Film „König der Löwen“ bekanntgeworden.

In der Weihnachtszeit verkleidete Elijohn sich als Weihnachtsmann, kaum erkannte man ihn an seinem Äußeren, aber natürlich: Seine Stimme ist unverkennbar. Nein, nicht als Missionar ist er unterwegs; oder doch – als Missionar der guten Laune. Gern singt er auch Country-Songs, wohl am liebsten „Country roads, take me home“.

Lachen musste ich, als ich ihn eines Tages „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe nicht“ singen hörte – auf Deutsch! Wer es ihm wohl verraten hat, dass er damit mein Herz höher schlagen lässt? Da bleibe ich wieder stehen und singe lauthals mit. Er nimmt es mir nicht übel, die Spenden landen trotzdem auf seinem Hund, nicht in meiner Tasche.

Natürlich gehen manche Menschen, in Gedanken an ihren Einkauf oder in ein Gespräch vertieft, achtlos vorbei und merken nicht, was ihnen entgeht.

Dabei ist es so leicht, bei Elijohn ein bisschen Frohsinn aufzutanken, der einen in den Tag hineinträgt.

Meinhard Schröder

Die Tegeler Reederei Paul Bauer

Wenn von Schiffen die Rede ist, denkt man sofort an die großen Ozeanliner oder an große Segelschiffe. Wenn dann die Rede auf Tegel kommt, fällt einem vielleicht der MOBY DICK oder der HAVELSTERN ein. Weniger bekannt sind die vielen kleinen Reedereien, für die der Tegeler See in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen ein wahres Paradies war. Einer der bekanntesten dieser Betriebe war die Reederei Paul Bauer. Alle Schiffe dieser Reederei waren klein, zusammen kamen die fünf Schiffe auf 415 Fahrgäste. Soviel kann ein MOBY DICK bequem alleine transportieren. Bis Anfang der 1960iger war der Tegeler See das Mekka der kleineren Fahrgastschiffe. Die großen der Stern und Kreisschiffahrt und der Reederei Winkler kamen erst zu dieser Zeit auf den See.

Die Reederei Paul Bauer mit ihren ONKEL PAUL 1 bis 5 genannten kleinen Booten war auch ein echter Tegeler Betrieb. Keins ihrer Schiffe war über zwanzig Meter lang, trotzdem war Bauers Reederei fast allen Tegelern bekannt. Mit Bauers Schiffen konnten auch für den kleinen Geldbeutel Dampferfahrten gemacht werden. Nicht die Große Rundfahrt (Tegel- Wannsee) stand auf dem Programm, sondern es ging von Tegel zum Strandbad, oder zum Forsthaus Tegel.

Die Reederei Bauer existierte seit 1930. Wie es sich für einen typischen Berliner gehört, stammte Paul Bauer natürlich nicht aus Berlin. Geboren wurde er 1896 in Potsdam. Als Sohn einer in Fürstenwalde/Spree ansässigen Schifferfamilie kam er frühzeitig mit der Schifffahrt in Berührung. Der Betrieb des Vaters war mit einem hölzernen Kahn mit dem Transport von Kies beschäftigt. Meist fuhr er für die Rauensche Ziegelei in Fürstenwalde. Daneben wurde auch Abraum gefahren und Formlehm für die Gießerei nach Tegel zu den Borsigwerken gebracht. Noch nicht zwanzig Jahre alt, erwarb Paul Bauer einen eigenen Kahn, mit dem er dieselben Strecken wie sein Vater befuhr. Bis in die zwanziger Jahre hinein führte Bauer dieses recht mühselige, unstete Schifferleben.

Nach seiner Heirat 1924 und dem Rückgang der Kahntransporte musste er sich neue Gedanken für sein weiteres Leben machen. Die Kenntnisse der Situation in Tegel, einem für den Ausflugsverkehr wie geschaffenen Gebiet, ließen ihn mit seiner Familie nach Tegel ziehen und mit einem 1930 vom Rhein gekauften Fahrgastschiff einen Ausflugsverkehr eröffnen. Dieses Boot, das den Namen ONKEL PAUL bekam, war für 91 Personen zugelassen.In Königswinter 1914 auf der bekannten Schiffswerft Jean Stauf erbaut, war es zunächst in Mainz in Fahrt. Von der Französischen Besatzungsmacht requiriert, fuhr es als Kontrollboot für die alliierte Kontrollkommission bei Königswinter. 1929 kam es nach Köln, wo Paul Bauer es erwarb und per Bahn nach Berlin Tegel brachte.

Bis 1934 erweiterte sich der Betrieb um zwei weitere Boote. Aus Ückermünde konnte Bauer ein zweites Schiff erwerben, das er ONKEL PAUL II nannte. Nun bekam auch das erste Schiff eine Nummer hinter dem Namen, es hieß nun ONKEL PAUL I. Das dritte Boot, logischerweise ONKEL PAUL III benannt, war ein altes Tegeler Boot. Als OSTENDE war es bei Carl Pieper in Fahrt und brachte Badegäste auf die Insel Hasselwerder zum dortigen Strandbad. Wie hieraus zu sehen ist, muss sich Bauers kleiner Betrieb gut entwickelt haben. Trotz der Konkurrenz auf dem See, setzte sich seine Idee eines Ausflugsbetriebes, mit dem von seinen Schiffen Badegäste und Ausflügler zu den Tegeler Strandbädern und Gaststätten gebracht wurden, recht gut durch. Die vier Stationen, die Bauer anlief, Strandbad Tegel, Tegelort, Jörsfelde und Saatwinkel, kollidierten wenig mit denen der anderen Reedereien. Seine Abfahrtstelle, etwas abseits unter der Tegeler Hafenbrücke, erwies sich in dieser Hinsicht auch als günstig. Bauers Reederei, „Motorboote Onkel Paul“ entwickelte sich zu einem äußerst beliebten und zuverlässigen Betrieb.

So kam es, dass schon 1935 die Reederei mit zwei weiteren Booten erweitert werden konnte, die dann neben den Namen ONKEL PAUL die Nummern IV und V bekamen. Diese beiden Boote kamen vom Straussee bei Strausberg. Zu dieser Zeit wechselte Bauer seine Abfahrtstelle auch an das Seeufer zwischen dem Bootshafen und der Sechserbrücke. Nun konnte er an Sonn- und Feiertagen alle 25 Minuten (!) eine Abfahrt ab Tegel anbieten. Bis 1963 existierte die Reederei Paul Bauer in Tegel, er starb 1966.

Das ONKEL PAUL IV erwarb Günter Taube, ONKEL PAUL I wurde 1963 abgebrochen, ONKEL PAUL II überstand den Krieg nicht, es wurde von den Wehrmacht in Russland und Polen eingesetzt und ist dort verschollen. ONKEL PAUL V wurde 1962 zum Sportboot. Lediglich ONKEL PAUL VI hatte in Berlin noch eine längere Zeit vor sich, zuerst als ONKEL PAUL (ohne Nummer), dann als Verkaufsboot PRÄPELBOOT I. Neben Linienfahrten standen natürlich auch Rund- und Kaffeefahrten auf dem Programm. Ihre Strecke, ab Tegel ging es nach Tegelort, angefahren wurde neben Strandbad Tegel auch der Badestrand Forsthaus, war besonders für Kinder attraktiv. Die kleinen Preise und der urige Käptn, der immer mit den Kinder seinen „Ärger“ hatte, wollten die doch das Schiff zum schaukeln bringen, sorgten für gute Stimmung. Mit ein paar strengen Worten kehrte aber schnell wieder Ruhe ein. Das wusste auch Paul Bauer und freute sich jedes Mal auf die Kinder.

MS Baden-Baden

Auf eine lange Geschichte blickt die heute nicht mehr existierende Reederei Lahe aus Saatwinkel zurück, als Reederei auf dem Tegeler See aber erst seit kurz vor dem zweiten Weltkrieg. Als Fährbetreiber begannen Teile de Familie Lahe auf dem Tegeler See. Mit dem Bau eines Fährbootes wurde 1903 der Betrieb der Werft gegründet. Neben Yachten wurden auch kleine Fahrgastschiffe gebaut. So wurde auch die Tegeler Reederei Bigalke Kunde bei Lahe. Durch diesen Kunden kam die Werft dann zu ihrem ersten Fahrgastschiff – quasi wie die Jungfrau zum Kinde.

Als die Reederei Bigalke 1930 einen Neubau, der den Namen BUSSARD bekam, bauen ließ, dachte noch niemand bei den Lahes daran, dass dieses Schiff, der Grundstock für die eigene Flotte werden sollte. Als kurz vor dem Krieg für den BUSSARD ein Umbau vorgesehen war, und Bigalke nicht die Baukosten abzahlen konnte, ging das Schiff an die Bauwerft zurück und bildete den Grundstock des Reedereibetriebes von Erich Lahe (Sen.). Das nun umgebaute Fahrgastschiff, mit einer erhöhten Back und einem Sonnendeck, wurde weiter als BUSSARD eingesetzt. Somit wurde kurz vor dem 2. Weltkrieg die Reederei Lahe gegründet. Erfahrung mit dem Reedereibetrieb hatte die Familie Lahe schon gesammelt, neben dem Fährbetrieb des Onkels gab es schon in den späten dreißiger Jahren vereinzelt Versuche ein Fahrgastschiff einzusetzen bzw. zu vermieten. Eine richtige Reederei gab es aber nicht. Als Werftbetrieb war es für Erich Lahe sen. leicht an neue Schiffe zu kommen.

Recht schnell wurde der Betrieb vergrößert, schon 1949 zählten 5 Schiffe zur Flotte. Da mit der Reederei Bigalke ein Konkurrent ausschied konnte Lahe deren Platz einnehmen. Das Hauptbetätigungsfeld der Reederei wurde naturgemäß der Tegeler See. Anlegestellen gab es aber auch am Landwehrkanal und anderswo. Das Reedereiprogramm bestand aus Liniefahrten auf Tegeler See und Oberhavel, Sonderfahrten nach Berlin und Schiffsvermietungen.

Der BUSSARD konnte 1969/70 umgebaut werden, hierbei wurde das Schiff größer und war nicht mehr zu erkennen. Als BADEN- BADEN kam es wieder in Fahrt. Bis 1990 wurde es von Erich Lahe betrieben. Als letztes kleineres Rundfahrtschiff auf dem See. Nach Aufgabe der Reederei Lahe 1992 wurde die BADEN- BADEN an die Reederei Bethke verkauft und zuerst noch weiter als BADEN-BADEN betrieben. Die etwas trostlose Entwicklung am See bewirkte, dass das Schiff nicht mehr gewinnbringend eingesetzt werden konnte, ein Verkauf 2002 bot sich als Lösung an.

Als LATERNA war es nun kein Fahrgastschiff mehr, sondern wurde als schwimmende Discothek und Gaststätte von seinen neuen, türkischen Eignern an der Fennbrücke festgemacht. Bei Gelegenheit sollte es zwar als Partyschiff auch Fahrten machen, aber dazu kam es nicht. Auch das Restaurant lief nicht wie erwartet.

2003 am Steg gesunken, wurde es zwar von der Feuerwehr geborgen, aber als Restaurant war es nicht mehr brauchbar. Der Zustand des Schiffes verschlechterte sich zusehends.

2005 wurde es wieder von der Reederei Bethke erworben, zu neuem Leben erweckt und umgestaltet, der Einsatz erwies sich aber wieder als nicht erfolgreich. So charterte die Reederei Unger das Schiff und gestaltete es im „Piratenlook“ um. Als FREIBEUTER sollten von Tegel aus Fahrten in die Berliner City unternommen werden. Die paar Fahrten die man machen konnte, erwiesen sich aber auch nicht als gewinnbringend. Durch den Verkauf des FREIBEUTERS 2011 an eine Handelsagentur aus Mittenwalde, die bestimmt besondere Pläne hatte, konnte sich Unger vom wenig Einnahmen bringenden Schiff befreien.

Zum Hafen Königswusterhausen verbracht, wartete das Schiff nun auf neue Beschäftigung, die aber nicht kam. Stattdessen liegt das Schiff heute noch verrostend als Wrack im Hafen. Von der S-Bahn, kurz vor erreichen von KW ist es kurz zu sehen. Für die Anrainer ist das 2018 abgesoffene Schiff ein Ärgernis. Nach aufwändiger Bergung liegt es weiterhin im Hafen von Königswusterhausen. So endet vorerst die Geschichte eines der bekanntesten Tegeler See Schiffe äußerst unrühmlich als Ärgernis.

Das Gut »Schlößchen Tegel«, wie es seit dem 18. Jahrhundert hieß, geht wahrscheinlich auf einen schon vor 1500 nahe der Tegeler Wassermühle errichteten kleinen Wirtschaftshof zurück, der zum ritterlichen Gutshof in Heiligensee gehörte und 1544 von Kurfürst Joachim II. erworben wurde. Dieser vergab den Wirtschaftshof an seinen Sekretär Hans Bredtschneider für geleistete Dienste. Entweder bereits der Kurfürst oder jedenfalls Bredtschneider ließ auf dem Hof ein Herrenhaus erbauen, das im Vorderteil (Ostseite) des heutigen Schlosses noch erhalten ist und durch die beiden Runderker im Obergeschoss auffällt. Die ebenfalls erhaltenen Kellergewölbe dienten als Weinkeller des damals als Weingut bewirtschafteten Guts. Die 1591 erstmals erwähnten Weinberge – die heute bewaldeten Sandhügel am Schloss – lieferten jährlich an die 40 Tonnen sauren Tafelwein.
Möglicherweise zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges bis 1648 entstand der links an die Vorderseite des Herrenhauses angefügte Turmbau, an den der Gutsbesitzer Zacharias Friedrich von Götze nach 1660 ein im rechten Winkel anschließendes Wohnhaus anbauen ließ.
Das Gut war schwer zu bewirtschaften, weil ihm keine zur Dienstleistung verpflichteten Bauern unterstanden, so dass der Gutsbesitzer alle Arbeitskräfte frei anwerben und mit dem vollen üblichen Lohn bezahlen musste.
Die Einkünfte kamen im Wesentlichen aus der mit dem Gut verbundenen Tegeler Wassermühle, in der die Bauern der umliegenden Dörfer ihr Getreide mahlen lassen mussten. Außerdem wurden in dem Holzschneidewerk der Mühle gegen Entgelt Balken für die Bauwirtschaft geschnitten. Das kleine Gutsland umfasste nur 250 Morgen Ackerland, über das heute die Gabrielenstraße und ihre Nebenstraßen verlaufen, ferner einige Wiesen am Fließ und an der Malche, schließlich ein Kiefernwäldchen.
1752 vergab König Friedrich der Große das Gut – ohne die Mühle – an den Kammerdiener Möhring in Erbpacht mit der Aufl age, auf dem sandigen Boden 10 000 Maulbeerbäume zu pfl anzen, um die inländische Seidenstoff herstellung zu fördern. Nach mehreren Besitzerwechseln erwarb 1764 Friedrich Ernst von Holwede das Gut, dessen Witwe 1766 den Kammerherrn Alexander Georg von Humboldt aus Pommern heiratete. Dieser vergrößerte das Gut durch Erwerb zusätzlichen Landes und der Tegeler Wassermühle. Nach seinem Tod 1779 erbten seine minderjährigen Söhne Wilhelm und Alexander das Gut, das bis 1797 von der Witwe verwaltet wurde. Gemäß der Erbteilungsvereinbarung von 1802 ging das Gut einschließlich der Mühle in den Alleinbesitz von Wilhelm von Humboldt über, der seinen Bruder Alexander mit 22 000 Talern auszahlte. Wilhelm von Humboldt befreite sich 1803 durch Zahlung von 500 Talern an die Staatskasse von der Pflicht zur Pfl anzung der Maulbeerbäume, die auf dem Sand nur schlecht gediehen. 1812 löste er den Erbbauzins durch eine Einmalzahlung von 5530 Talern ab und erlangte das freie Eigentum am Gutsland anstelle des bisherigen Erbpachtrechts. 1822 wurde dem Gut die Rittergutseigenschaft zuerkannt. In den Jahren 1822 bis 1824 ließ Wilhelm von Humboldt das alte Herrenhaus nach Entwurf von Schinkel in das heutige Schloss Tegel umbauen. An den vier gleichartigen Türmen – in dem einen steckt noch der alte Turmbau – wurden Reliefs nach dem Vorbild des Athener »Turmes der Winde« nach Entwurf des Bildhauers Rauch angebracht. Die neue, zum Schlosspark gelegene Westfassade wurde klassizistisch gestaltet. In den neu geschaffenen großzügigen Räumen wurde Humboldts Sammlung von antiken Marmorbildwerken und Abgüssen antiker Statuen aufgestellt. In dieser Form ist das Gebäude bis heute erhalten.

Das als Reserve-Lazarett genutzte Restaurant Kaiser-Pavillon.

Im November 1918 ging bekanntlich der Weltkrieg zu Ende. Der Kaiser dankte ab, Friedrich Ebert bildete eine provisorische Regierung, Wahlen zu einer verfassungsgebundenen Nationalversammlung im Januar 1919 wurden angesetzt. Für viele Bewohner Berlins und der Nachbarschaftsvororte weckte dies die Hoffnung auf eine friedvolle Zukunft und auf ein persönliches Wohlergehen. Doch schnell sollte sich zeigen, dass dies 1919 und darüber hinaus Illusionen blieben. Spartakusaufstand, Mangelwirtschaft bei der Lebensmittel- und Energieversorgung, Streiks, Teuerungen und Wohnungsmangel prägten die Folgezeit. Welche Auswirkungen dies für die Einwohner von Tegel hatte, soll die nachfolgende unvollständige Chronik zeigen.

Etwa 200 Männer befanden sich zur Monatsmitte im Tegeler Gefängnis. Es waren Spartakisten, die bei den Kämpfen im Zeitungsviertel und um das Polizeipräsidium gefangen genommen wurden. Unter ihnen waren auch Plünderer, die bei der Ausraubung eines Juweliergeschäftes in der Großen Frankfurter Straße gefasst wurden. Natürlich wollte keiner geschossen, geraubt oder geplündert haben. Sie bezeichneten sich teils als „harmlose Passanten“.
Der Gastwirt Hans Sager war verstorben. Er hatte das Pfingsten 1903 von Georg Johnke eingeweihte Restaurant Kaiser-Pavillon mit Plätzen für 3000-4000 Gäste um 1907 übernommen. Im Krieg diente das Haus als Reservelazarett.
Zum Monatsende hin erhielt die Industrie fast keine Kohlen mehr. In erster Linie wurden Werkstätten beliefert, die Lokomotiven und Eisenbahnmaterial reparierten, die Nahrungsmittelindustrie und die Zeitungspapierfabrikanten. Die Gaswerke hatten im Durchschnitt für 10 Tage Kohlen. Das Tegeler Werk war noch für neun Tage mit Kohlen versorgt.
Das Feinkostgeschäft von Hermann Loewa Nachfolger, Inhaber Fritz Paege, Berliner Straße 12 Ecke Brunowstraße, ging an Anna Brüggemann, geb. Schmidt über.

Die „Rote Fahne“ behauptete, dass die im Tegeler Gefängnis einsitzenden Spartakisten durch schlechte Verpflegung langsam verhungern müssten. Ein Hungerstreik stände bevor. Die Gefängnisleitung bestritt die Angaben. Im Gefängnis befanden sich nach deren Auskunft 170 – 180 Spartakisten, die sich als Untersuchungsgefangene mit richterlicher Genehmigung für eigenes Geld Lebensmittel kaufen könnten. Dies geschah bisher nicht. Sie erhielten Verpflegung wie alle Gefängnisinsassen, ja sogar einen Zuschuss aus den Gefängnisbeständen. Als Untersuchungsgefangene trugen sie private Kleidung. Wäsche wurde vom Gefängnis dann gestellt, wenn eigene nicht mehr vorrätig war. Die Zentralheizung lieferte ihnen 16 – 17 Grad Wärme.
Im Humboldt-Gymnasium gab der Direktor den Schülern ab der Untersekunda bekannt, dass sie sofort das Zeugnis zum Einjährig-freiwilligen-Dienst bekommen würden, wenn sie sich sofort zum freiwilligen Dienst bei den Regierungstruppen zur Verfügung stellen würden. Der größte Teil der Schüler war 16 Jahre alt, fast alle waren 1918 als Erntehelfer auf dem Land beschäftigt. Durch den Unterrichtsausfall fehlten ihnen die für eine Prüfung erforderlichen Kenntnisse. Trotzdem sollten sie ungeprüft ein Zeugnis erhalten, wenn sie sich zu den Waffen melden würden. Keiner der Schüler ließ sich „fangen“.
Vom 24.2.-2.3. lieferten die Tegeler Kleinhandelsgeschäfte auf Abschnitt 100 der Lebensmittelkarte 3 Suppenwürfel á 10 Pf. und auf Abschnitt 104 500 g Marmelade für 1 M. In der Gemeindeverkaufsstelle gab es auf Abschnitt 22 der Sonderlebensmittelkarte für Kinder bis zu 2 Jahren und auf Abschnitt 17 für ältere Einwohner über 70 Jahre 250 g Haferflocken für 38 Pf., Kinder und ältere Einwohner erhielten die Ware am Mittwoch.
In der 1. Klasse (Fußball) besiegte am 23.2. Wacker Tegel Germania Berlin mit 6:0.

In den später Nachmittagsstunden des 3.3. begann ein Generalstreik in Groß-Berlin, der einen Sturm auf die Lebensmittelgeschäfte und hier insbesondere auf die Bäckereien auslöste. Bei Borsig in Tegel wurde in der Frühe des Folgetages noch gearbeitet. Die Arbeiter erklärten, sich erst im Laufe des Vormittags zu äußern. Kurzfristig wurde dann auch hier gestreikt, aber in der Frühe des 10.3. die Arbeit wieder aufgenommen. Die Beamten des Betriebes traten hingegen wegen Gehaltsforderungen in den Ausstand.
Die Spartakustage in Groß-Berlin hatten den Verkehr schwer beeinträchtigt. Aus dem Straßenbahndepot in Tegel konnten auch am 14.3. die Wagen nicht ausfahren, weil Straßen noch abgesperrt bzw. Oberleitungen noch zerschossen waren und wieder hergestellt werden mussten. Aus dem Turmwagendepot in der Markusstraße konnten erst am genannten Tag Turmwagen für die Reparaturen herausfahren.
Das Amtsgericht Wedding versagte bei einer Versteigerung einen Zuschlag für das in der Treskowstraße 3 – 4 gelegene, dem Peter Lihme gehörige, 19,96 a große Grundstück mit einem Nutzungswert von 19600 Mark. Ein neuer Termin sollte folgen.
Zwei Soldaten brachten in einem Straßenbahnwagen einen Zivilgefangenen nach Tegel, der in das Gefängnis eingeliefert werden sollte. Der Gefangene sprang plötzlich vom Straßenbahnwagen und ergriff die Flucht. Die Soldaten gaben mehrere Schüsse ab, sie trafen den Flüchtenden tödlich.
Eine Auflassung staatlichen Siedlungslandes an den Wohnungsverband sollte bis spätestens 1. August erfolgen. Mit der Erschließung und Bebauung durfte sofort (Ende März) begonnen werden. In Tegel waren dies am Hermsdorfer Fließ 10 Hektar. Der Fiskus zahlte an den Wohnungsverband einen Zuschuss (nicht nur Tegel betreffend) in Höhe von 1960000 Mark.
Der Niederbarnimer Kreistag trat am 31.3. zu einer Haushaltssitzung zusammen. Er beschäftigte sich auch mit einer von der Regierung angeordneten Neuwahl von 69 Abgeordneten. In Tegel waren 3 Abgeordnete zu wählen.

Tegel richtete am 1.4. ein Wohnungsamt ein, das seine Tätigkeit aber erst am 1.9. begann.
Für die in Tegel, Schulzendorf, Heiligensee, Sandhausen, Jörsfelde, Tegelort und einem Teil von Reinickendorf-West wohnhaften oder versicherungspflichtig beschäftigten Personen richtete die AOK Niederbarnim in Tegel, Brunowstraße 23 ab 13.4. eine Zweigstelle ein.
Auf Abschnitt 14 der Groß-Berliner Lebensmittelkarte kam ab 16.4. ohne Voranmeldung 250 g amerikanisches Weizenmehl zur Ausgabe. Der Preis für das halbe Pfund betrug 1,09 Mark. 150 g Haferflocken für 38 Pf., 150 g Teigwaren für 20 Pf., 250 g amerikanisches Weizenmehl für unverändert 1,09 M. und 100 g gedörrter Weißkohl für 44 Pf. mussten hingegen bis zum 22.3. beim Kleinhändler angemeldet und am 26.3. abgeholt werden.
Der Gesamtetat Tegels schloss mit 8975100 M. ab. Der Kommunalsteuerzuschlag betrug 260 %, die Grundwertsteuer 3 pro Mille für bebaute und 7 ½ pro Mille für unbebaute Grundstücke und die Gewerbesteuer für die 1. und 2. Klasse 400 %. Die Gemeinde übernahm künftig bei Beerdigungen die Kosten für Gruft, Einbettung und einfache Schmückung der Grabhügel.
40000 M. brachten die Gemeindevertreter in Ansatz für freie Lernmittel der Volksschüler, 20000 M. für öffentliche Gesundheitspflege und 400000 M. für Mehrkosten an Besoldung und Löhnen der Beamten, Lehrer und Gemeindearbeiter.
Zum Ankauf von Baumaterialien für eine geplante Siedlung von 70 – 80 Einfamilienheimstätten mit ca. 300 qm Garten wurden 200000 M. bewilligt.
Der Arbeiterschwimmverein „Delphin“ erhielt 300 M. zur Erteilung unentgeltlichen Schwimmunterrichts für unbemittelte Schulkinder.
10 Hilfspolizeibeamte sollten wegen der allgemeinen Unsicherheit und zur Erreichung des 8-Stunden-Tages angestellt werden.
Ein dringlicher Antrag wurde angenommen, bei den Behörden wegen sofortiger Aufhebung des Belagerungszustandes vorstellig zu werden. Bürgermeister Stritte hatte keine Bedenken, zumal in Tegel die Ordnung nie gestört war. Man war ja froh, als die Regierungstruppen wieder abzogen.
Lebensmittelzuteilungen mit Anmeldung bis 28.4. und Ausgabe am 3.5.: 250 g „Amerikamehl“ für 1,09 M., 100 g Teigwaren für 14 Pf., 100 g Dörrweißkohl für 44 Pf., 125 g „Amerikaspeck“ für 1,65 M., 100 g Bratfett für 1,20 M. und 40 g Butter für 56 Pf. Außerdem für ältere Einwohner Tegels ½ Pfund Nährhefe für 90 Pf. und 250 g Haferflocken für 38 Pf., für Kinder bis 7 Jahren ½ Pfund Haferflocken für 38 Pf. und für Jugendliche ½ Pfund Morgentrank für 45 Pf., abzuholen bei der Gemeindeverkaufsstelle Bahnhofstraße 7 (heutige Grußdorfstraße).
Gerügt wurden zwei Händler. Nehring in der Brunowstraße 30 e hatte amerikanisches Mehl gefälscht und Kusserow in der Schlieperstraße 4 sich mittels zerschnittener und falscher Marken zuviel Waren beschafft. Beiden wurden die Gemeindewaren entzogen.

In Tegel verlief eine Maifeier der Sozialdemokraten mit über 1500 Teilnehmern „in würdiger Weise“.
Die Hafengebühr stieg um 50 %. Im Polizeidienst waren 4 etatmäßige Stellen frei geworden, 9 weitere Personen sollten noch eingestellt werden. Das Gehalt der Hilfsbeamten wurde auf 450 M. festgesetzt. Insgesamt 20 Beamte sollten dann den Sicherheitsdienst „notdürftig aufrechterhalten“.
Auf Abschnitt 21 der Groß-Berliner Lebensmittelkarte gab es 200 g Teigwaren für 27 Pf. und auf Abschnitt 286 der Gemeindewirtschaftskarte 100 g gedörrte Möhren für 48 Pf. sowie schließlich auf der Einfuhrzusatzkarte 250 g amerikanisches Weizenmehl für 1,09 M. Eine Woche später konnte die Tegeler Hausfrau 500 g Marmelade, 150 g Graupen, 100 g getrocknete Möhren und 100 g getrockneten Weißkohl bis 19. d. Mts. anmelden und am 23. kaufen.
Die Gemeindevertreter beschäftigten sich mit dem bereits seit 1914 vertagten Thema der Höherlegung des Bahnkörpers und der Verlegung des Güterbahnhofs in das Fließgelände. Hiergegen gab es Einsprüche auch von der Gemeinde Tegel.
Berliner Ecke August-Müller-Straße (heutige Gorkistraße) wurde eine Rettungsstation eingerichtet.
Die Umpflasterung einer Reihe von Straßen und die Verlegung der Kanalisation wurde beschlossen.

Mit Anmeldung bis 10.6. und Warenausgabe am 14.6. wurden lediglich 250 g amerikanisches Weizenmehl und 150 g Haferflocken aufgerufen. Später folgten 100 g Teigwaren, 250 g Nährsuppe und je 100 g getrockneter Weißkohl und getrocknete Möhren. Ältere Einwohner Tegels erhielten 250 g Haferflocken und 1 Briefchen Süßstoff.
In der Hammerschmiede des Borsigwerkes explodierte eine Sauerstoffflasche. Durch umherfliegende Stücke starben 3 Arbeiter sofort, 3 kamen im Besorgnis erregenden Zustand ins Krankenhaus.
Bürgermeister Stritte wurde in den Kreisausschuss gewählt.

Dem Berliner Zoo wurden einmalig 1500 M. als Kriegsbeihilfe gewährt. Dafür sollten die Schulkinder von Tegel durch die Schulen freien Eintritt haben.
Gemeindevertreter erhielten für die Teilnahme an Sitzungen mindestens 3 und höchstens 4 M.
Für die Kleinhaussiedlung wurden vom Groß-Berliner Wohnungsverband 783328 M. als erste Beihilfe bewilligt. Von den Gesamtkosten in Höhe von 2 Mio. M. bewilligten die Tegeler Gemeindevertreter 1 Mio. M. als Baukosten. Zudem wurde das benötigte Land hergegeben. 62 Einfamilienhäuser mit Garten und Zubehör waren vorgesehen.
Eine Erhöhung des Steuerzuschlages auf 300 % wurde beabsichtigt.
An Lebensmitteln wurden für eine Woche 100 g Haferflocken, 1 Pfund Graupen und ¼ Pfund Reis zugeteilt.
Bei der Einkommensbesteuerung sollten Einkommen bis 1500 M. frei bleiben und solche über 6500 M. höher herangezogen werden.
Im Tegeler Strafgefängnis bestand während des Weltkrieges eine riesige Schneiderwerkstatt, in der täglich 1000 m Stoff für Arbeiterschutzkleidung für das Artilleriedepot und für technische Truppen verarbeitet wurden. In diesem Bereich war ein Häftling namens Plügge als Maschinennäher und Schreiber tätig. Im Frühjahr 1918 stellte die Kriminalpolizei fest, dass eine „Frau Lazar“ in umfangreichster Weise diese Kleidung verschob. Tatsächlich handelte es sich bei „Frau Lazar“ um die Ehefrau des Plügge, der Heeresgut im Wert von vielen tausend Mark beiseite geschafft hatte. Es kam zu einem Gerichtsverfahren, bei dem im Juli sämtliche Gefängnisbeamte zu Gegenüberstellungen vorgeladen wurden.
Die Gemeindevertreter stimmten der Errichtung eines Freibades am Nordufer des Tegeler Sees zu. Strandlänge 120 m, Kosten ca. 6000 M. Der Zweckverband hatte für 3 Jahre die Genehmigung erteilt. Den Betrieb sollte der Arbeiter-Schwimmverein „Delphin“ übernehmen. Eintritt und Kleideraufbewahrung je 10 Pf., Übersetzen mit dem Motorboot 20 Pf. für die einfache und 30 Pf. für die Hin- und Rückfahrt.
Die Gemeinde hatte schon zur Jahresmitte 308000 M. Mehrkosten durch erhöhte Gehälter und Arbeitslöhne.
Über den Gesetzentwurf zur Bildung Groß-Berlins wurde diskutiert. Bürgermeister Stritte schilderte in den schwärzesten Farben die Nachteile der Überstimmung der Vororte.
Hinsichtlich der Lebensmittelzuteilung seien hier nur für ältere Einwohner ¼ Pfund Reis und 2 Päckchen Milchsüßspeise oder 2 Päckchen Puddingpulver und für Jugendlich die gleiche Menge Reis, aber nur 1 Päckchen Süßspeise oder Puddingpulver genannt.
Bei Borsig standen die Lokomotivschmiede im Ausstand. Sie verlangten 4 M. Stundenlohn, obwohl der Metallarbeiterverband nur 3,50 M. forderte. Die Hammerschmiede standen schon längere Zeit im Streik. Borsig hatte sie nun gekündigt, wollte gar das ganze Werk schließen. Am 25. d. Mts. unterwarf sich die Firma einem Schiedsspruch „im Interesse der Produktion“.
Kopazick in der Egellsstraße 56 färbte das Paar Glacéhandschuhe „wie neu“ in 12 Stunden für 1 M.

Vom 11. – 16. 8. gab es auf Lebensmittelkarten 500 g lose Suppen, 250 g ausländisches Gerstenmehl, 250 g Teigwaren, 500 g Pflaumenmarmelade und für Kinder und ältere Leute ¼ Pfund Reis.
Am 21. d. Mts. wurde die Humboldtmühle im Dachgeschoss, in dem sich 8 Silos befanden, durch eine Mehlstaubexplosion heimgesucht. Durch starke Detonation wurde das Dach in 10 m Breite und 18 m Länge vollständig abgedeckt. 30 m der Straße wurden handhoch mit Ziegelsteinen bedeckt. Eine starke Stichflamme schoss empor, erstickte aber gleich wieder. Die Mannschaft der Tegeler Feuerwehr befand sich gerade auf dem Friedhof zur Beerdigung eines Kameraden. Die Männer eilten zum Depot und zur Mühle, brauchten dort aber nicht einzugreifen.

Bürgermeister Stritte wurde vom Niederbarnimer Kreistag als Amtsvorsteher wieder gewählt.
Der Gaspreis des Gemeindegaswerkes wurde durch höhere Gestehungskosten von 35 auf 47 Pf. erhöht.
Für Bürozwecke mietete die Gemeinde das Grundstück Spandauer Straße 4 (heutiger Eisenhammerweg).
Von einer beabsichtigten Auflösung der Volksküche wurde wegen der unübersichtlichen Lage der Lebensmittel- und Kohlenversorgung Abstand genommen. Die Volksküche sollte in einer neu aufzustellenden Baracke in der Hauptstraße 16 (heutige Straße Alt-Tegel) untergebracht werden. Zur Linderung der Kohlennot wurde 150000 M. als Vorschuss bewilligt.
Teuerungszulagen (Verheiratete 1000 M., ledige Männer 600 M., Frauen über 16 Jahren 500 M. und unter 16 Jahren 250 M.) sollten für Beamte und Arbeiter gezahlt werden. Hierfür war eine Anleihe von 300000 M. erforderlich.
Am 14.9. wurde des 150. Geburtstages des großen Forschers Alexander von Humboldt gedacht.
In Tegel wurde die Vermittlung von Hilferufen durch Fernsprecher eingeführt. Die Verbindung mit der Polizeibehörde wurde selbst dann vorgenommen, wenn der Anrufende keine bestimmte Anschlussnummer verlangte.
V. 22. – 28.9. gab es an Lebensmitteln: 250 g Inlandsmarmelade für 65 Pf., 250 g Maismehl für 1,45 M., 200 g Graupen für 18 Pf., 100 g Maisgrieß für 10 Pf. und 2 Päckchen Milchsüßspeise für 1,10 M.
Mit einer Stellenanzeige suchte die Gemeinde Tegel einen Sozial-Hygieniker für die neu geschaffene Stelle eines Gemeindearztes. Für die Anstellung mit Pensionsberechtigung wurde ein Gehalt von 15 – 18000 M. geboten. Eine Privatpraxis war ausgeschlossen.
Am 29. d. Mts. legten in der größten Lokomotivfabrik Berlins, der Fa. Borsig, die Heizer die Arbeit nieder. Darauf sah die Direktion keine Möglichkeit der Weiterarbeit im Werk. 5000 – 6000 Arbeiter mussten das Unternehmen verlassen. Der Streik der Heizer legte auch die dortigen Wasserwerke und die Feuerwehr lahm.
Die Gemeindevertreter bewilligten Mittel zum Bau einer Volksbadeanstalt sowie 150000 M. , um die Dampferlandungsbrücken durch Betonbrücken zu ersetzen.
Händler, die sich am Demonstrationsstreik für den freien Handel beteiligten, wurden nicht mehr mit Gemeindewaren beliefert.

Der Arbeiterrat gab bekannt, dass die Arbeiter von Borsig ihren Lohn im Borsig-Kasino am 2.10. erhalten, und zwar Vorschusszahlungen um 9 Uhr und Vollzahlungen um 14 Uhr.
Der frühere Geistliche von Tegel, Pastor W., stand vor der Strafkammer des Landgerichts wegen Verstoßes gegen § 175 StGB. Er wurde beschuldigt, Konfirmanden unzüchtig berührt zu haben. W. war aus dem Amt ausgeschieden und meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Als Sachverständiger gab Dr. Magnus Hirschfeld ein Gutachten ab, nach dem beim Angeklagten ein krankhafter Zwang vorlag. Das Gericht erkannte auf Freisprechung.
Eine neue Eisenbahnwochenkarte wurde eingeführt. Für die Strecke Stettiner Bahnhof – Tegel kostete sie 3,30 M. Zum Vergleich: Eine Monatskarte kostete 14 M., war mithin etwas günstiger als die Wochenkarte.
Im Strandschloß Tegel fand sonntags um 16 Uhr und dienstags, donnerstags und freitags um 19 Uhr ein großer Ball statt. Das Ballorchester war mit 7 Musikern besetzt.
Die Tegeler Walderholungsstätte erforderte einen Zuschuss von 26000 M. Ein Drittel trug die Gemeinde.
Von der Errichtung eine Volkshochschule wurde Abstand genommen. Dafür aber alle 3 – 4 Wochen künstlerische Veranstaltungen arrangiert, und zwar erstmals ab 28.10. über „Das Volkslied“. Für belehrende Vorträge wurde ein Kinoapparat beschafft, der auch für die Schulen gedacht war. Der Eintritt für einen Kunstabend betrug 75 Pf. Die Gemeindevertreter beschlossen auch, die Bibliothek auszubauen und zu modernisieren.
Das Grundstück Bahnhofstraße 7 – 8 (heutige Grußdorfstraße) mit dem Gemeindekuhstall sollte für 355000 M. gekauft werden.
Schuldiener und Heizer wurden bisher mit Privatdienstvertrag beschäftigt, künftig mit vierteljährlicher Kündigung als Beamte mit einer Vergütung von 4800 – 5300 M.

Ab 2.11. fiel auf der Bahnstrecke Stettiner Bahnhof – Tegel der Vorortzug 8.30 Uhr ab Stettiner Bahnhof, 9.01 Uhr in Tegel eintreffend, weg.
Es sollte Essen aus der Volksküche ausgegeben werden. In der ersten Woche lagen 133 Anträge für 192 Personen vor (543,90 M.), in der Folgewoche für 349 Personen (2332,40 M.). 50000 M. wurden für den notwendigen Nahrungsmittelkauf zur Verfügung gestellt. Ein gleicher Betrag für den Ausbau von 15 Notwohnungen war bereits aufgebraucht.
Ein Hafenkran im Wert von 300000 M. war zum Kauf vorgesehen.
Für die Grunderwerbssteuer wurde ein Zuschlag beschlossen, und zwar 1 % für bebaute und 1 ½ % für unbebaute Grundstücke.
Durch Mangel an Kohlen entstanden erhebliche Schwierigkeiten bei der Abfertigung der Vorortzüge Berlin – Tegel. Einige Kohlenzüge waren ausgeblieben.
Hebbels „Maria Magdalena“ mit Lucie Höflich als Clara wurde mit der gleichen Besetzung wie im Schauspielhaus in Tegel aufgeführt. Der Eintrittspreis für die teuersten Plätze lag bei 2 M.
Bei Borsig weigerten sich die Heizer, unter den vorgesehenen Bedingungen die Arbeit wieder aufzunehmen. Borsig hatte am 10. d. Mts. die Reihenfolge der Wiederaufnahme der Arbeit durch eine Bekanntmachung festgelegt. Da sich die Heizer weigerten, widerrief Borsig diese Regelung. Die Firma verschickte nun Postkarte mit der Aufforderung zur Arbeits-Wiederaufnahme. Diese Karte musste beim Betreten des Werkes vorgezeigt werden.
Ab 16.11. litt ganz Berlin unter den Folgen eines Schneesturmes, der eine 35 cm hohe Schneedecke verursachte. Bei der Straßenbahn wurden Triebwagen mit Schneepflügen und Salzwagen eingesetzt. In Tegel wurde nichts getan, um den Schnee zu beseitigen. Erst am 17.11. ab 14 Uhr konnten hier Bahnen teilweise wieder fahren.

Der Etat des Wirtschaftsamtes wies Verluste auf, so bei der Volksküche 46637 M., bei der Molkerei 34390 M. und bei der Kartoffelversorgung 47397 M. Die Gemeindeverkaufsstellen hatten hingegen einen Reingewinn von 23000 M. Die Löhne hatten sich im letzten Vierteljahr um 37000 M. erhöht.
Zur Weihnachtsbescherung bedürftiger Kinder wurden 5000 M. bewilligt.
„Zur Befriedigung des Geldbedürfnisses“ nahm die Gemeinde Tegel bei der Schöneberger Sparkasse eine Anleihe von 4 Mio. M. auf.
Bei den Groß-Berliner Sparkassen, zu denen auch die Tegeler Gemeindesparkasse hinzutrat, nahmen die Einzahlungen ab und die Rückzahlungen zu. In Tegel betrug das Mehr an Rückzahlungen gegenüber den Einzahlungen 0,02 Mio. M.
Dr. Pannwitz wurde als Gemeindearzt mit 14 Stimmen (gegenüber 9 Stimmen für den Mitbewerber Dr. Drucker) gewählt und eingestellt. Die Anstellung von 2 Privatangestellten der Gemeinde als Beamte auf Kündigung wurde beschlossen.
Die Lebensmittelzuteilung zur Monatsmitte wies 100 g Graupen und je 250 g Zerealienmehl auf drei Marken sowie für Kinder und ältere Leute je 125 g Kakao aus.
Nach einer neuen Eingruppierung erhielt der Bürgermeister ein Anfangsgehalt von 24000 M., der Beigeordnete 18000 M., die selbständigen Dezernenten und der Baurat je 11000 M.
Nach einer neuen Friedhofsordnung wurden Erbbegräbnisse nicht mehr genehmigt. Die Grabstelle und die Beerdigung waren frei, der Grabhügel wurde von der Gemeinde mit Rasen versehen.
700 Kranke im Reservelazarett Tegel erhielten 2000 M. zur Weihnachtsbescherung. Als Weihnachtsbeihilfe wurden 85 M. an Verheiratete und 50 M. an Unverheiratete gezahlt, die in den letzten 2 Monaten länger als 4 Wochen arbeitslos waren. Das galt auch für Bezieher von Armenunterstützung.
Gerhard Völzmann

Man nannte sie „Schwingenflieger“, jene Männer, die im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert Flugapparate konstruierten, mit deren Hilfe sie den Flug der Vögel nachahmen wollten. Damit wichen sie bewusst von anderen Systemen wie dem Gleitfliegen (Vorbild z. B. Wright) ab. Der ohne Zweifel bis in die heutige Zeit bekannteste „Schwingenflieger“ war Otto Lilienthal, dessen Versuche durch einen Todessturz jäh endeten.

Ein anderer Mann, dessen Name Bruno Scholz in Vergessenheit geraten ist, hatte sich den Überlegungen Lilienthals verschrieben. Er glaubte, besserer Resultate erzielen zu können. Scholz wohnte in Berlin O 34, Kopernikusstraße 22. Von Beruf war er Architekt, hatte sich aber bereits 1897 von dieser Tätigkeit losgesagt. Seitdem gab es wohl, egal ob Storch oder Spatz, keinen Vogel, den es nicht im Flug beobachtete, um Rückschlüsse auf die Konstruktion eines Flugapparates ziehen zu können. Zwölf Jahre später, im August 1909, war es dann soweit. Scholz brachte seinen eigenartig konstruierten „Aeroplan“ auf ein zu Schulzendorf bei Tegel gehörendes Gelände. Wo dies genau lag, ist nicht bekannt. Es war eine „im gesegneten Sommergrün prangende Wiese“, die sich unmittelbar an der Chaussee Tegel – Heiligensee unweit des Schulzendorfer Bahnhofes befand. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass erst im Folgejahr ein Flugplatz in Schulzendorf geplant und eingeweiht wurde. Es war eine vorherige Ackerfläche zu beiden Seiten des heutigen Bekassinenweges.

Der geplante Flugversuch von Scholz zog auch Pressevertreter an, obwohl die wenige Tage später am 29.8. vorgesehene Ankunft des Grafen Zeppelin mit seinem Luftschiff Z III auf dem Tegeler Schießplatz eine unvergleichbar höhere Beachtung bei den Berlinern hervorrief. Der Reporter einer Berliner Zeitung beschrieb sehr ausführlich und humorvoll seine Fahrt nach Schulzendorf und die Besichtigung der Flugmaschine. Eigentlich hatte er sich als angenehmer gewünscht, dass der „Vogel von Schulzendorf“ in gerader Linie nach Berlin gekommen wäre. Denn Schulzendorf ist selbst im Zeitalter des Verkehrs recht schwierig zu erreichen, wenn man nicht gerade einen der drei Züge der Kremmener Bahn benutzen kann, die täglich dorthin fahren.

Der „Vogel von Schulzendorf“ am 18.8.1909 Bildnachweis: Sammlung Frank-Max Polzin.

Am Ziel angekommen, erwartete ihn keinesfalls ein fertiger „Aeroplan“. Vielmehr fiel sein Blick auf „ein hochbeiniges Gestell, dass wie ein ausgenommener Vogel aussah; vornweg ragte ein bleiches Etwas, ähnlich dem Skelett eines Vogelkopfes“. Das Objekt hing mittels einer Kette an einem Galgen. Glaubte der Reporter zunächst an eine „schreckliche Exekution“, klärte ihn der Erfinder schnell auf, dass seine Flugmaschine erst noch durch den Einbau weiterer Teile „zum Leben erweckt“ werden müsste. Diese befanden sich in einer Scheune.

Ergänzend zur Abbildung ist die überlieferte Beschreibung des Flugobjektes interessant. Scholz hatte das Gerüst seiner Konstruktion aus Bambusstäben hergestellt, die Segel bestanden aus Leinwand. Der ganze Apparat hatte eine Länge von 17 m, die Spannweite der Flügel betrug 14 m. Der „Vogelkörper“ bot Sitzmöglichkeiten für zwei Personen und nahm zudem zwei Motoren (je 8 PS) und schließlich ein großes, senkrecht stehendes Gewinde (eine Zentrifuge) auf. Die Zentrifuge sollte beim Heben des Apparates helfen. Lange Beine auf Rädern, die mit Bolzen und Federn versehene „Kniegelenke“ hatten, sollten auf dem Boden ein „Springen“ ermöglichen. An der Gondel war vorn der mit Seitensteuer ausgerüstete Kopf, hinten ein überaus langer, auch mit Steuer versehener Schwanz. Die je 6 m langen und 4 m breiten Flügel hatten vom zweiten Motor betriebene Klappen, die sich beim Heben öffnen und beim Herabschlagen wieder schließen sollten. Sechzig mal in der Minute sollte jeder Flügel durch ein recht kompliziertes Scherengetriebe auf- und niederschlagen. Der ganze Flugkörper hatte natürlich noch ein Dach. Insgesamt hatte der „langbeinige und kurzhalsige Riesenvogel“ 100 qm Segelfläche und ein Gesamtgewicht von 500 kg.

Bruno Scholz offenbarte freimütig, dass die Flugmaschine einen Teil seines Lebens bedeutete und sein ganzes Hab und Gut aufgezehrt hatte. Ein paar hundert Mark fehlten ihm zuletzt, die er sich noch erhoffte. Er benötigte dieses Geld für die Arbeiter, die ihm beim Zusammenbau des „Aeroplans“ halfen. Anerkannt wurde, dass der Erfinder sich in Schulzendorf nicht, wie sonst üblich, den Blicken entzog, sondern an öffentlicher Straße die Montagen vollzog.

Der eingangs erwähnte Reporter schloss seinen Bericht so humorvoll, wie er ihn begonnen hatte, mit folgendem Satz: Vielleicht fliegt der Vogel einmal wirklich, und bald gibt es dann in dem stillen Schulzendorf keine Ackerbauer mehr, sondern noch noch … Vogelbauer.

Kommen wir nun zum 18.8.1909. Es war jener Abend, an dem Bruno Scholz seinen ersten Flugversuch mit dem „Vogel von Schulzendorf“ unternahm. Sie, liebe Leserin, lieber Leser dieser Zeilen, ahnen vielleicht schon, zu welchem Ergebnis dieser führte. Scholz setzte die Motoren in Gang. Der Vogel hob sich tatsächlich etwa 40 Zentimeter, gewaltige Flügelschläge erfolgten, doch dann stürzte das Gerät hilflos in sich zusammen. Was war geschehen? Eine auch aus Bambus(!) hergestellte Kupplung war gebrochen, das Experiment damit rasch zu Ende. Der Erfinder wollte sich durch diesen Misserfolg nicht entmutigen lassen, die Kupplung aus besserem Material herstellen und dann seine Versuche fortsetzen. Dazu kam es aber wohl nicht mehr. Vielmehr soll Scholz sein Lebenswerk eigenhändig zerschlagen haben. Auch aus der weiteren Entwicklung des Flugwesens wissen wir, dass der „Schwingenfliegerei“, wie sie Scholz sich vorstellte, keine praktische Zukunft beschieden war.

Wer die Überschrift liest, denkt wohl an ein großes Unternehmen, das für seine Beschäftigten Wohnhäuser in der Nähe der Firma errichtet hat. Hierzu passend ein Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel vom 1.2.1899:

Im neuen Borsigwerk bei Tegel herrscht ein reges Leben, da der Betrieb in fast allen Werkstätten der kolossalen Fabrikanlage nunmehr in vollem Gange ist. . . .
Die nahezu zweitausend Arbeiter, welche augenblicklich auf dem Werke thätig sind, wohnen zum größten Theile noch in Berlin und werden in einem Extrazuge, der einige zwanzig Wagen zählt, von dort nach Tegel und Abends nach Berlin zurückbefördert. Doch ist von der Firma Borsig bereits die Errichtung einer großen Arbeiterkolonie in Aussicht genommen, mit deren Bau auf einem in der Nähe des Werkes gelegenen und zur Dalldorfer Feldmark gehörenden Terrain bereits in der nächsten Zeit begonnen werden soll.

Friedrich von BodelschwinghWie wir wissen, entstand so Borsigwalde. Doch an dieser Stelle wird an eine christlich-soziale Arbeiterkolonie erinnert, die 1882 durch Pastor Friedrich von Bodelschwingh in Bielefeld ins Leben gerufen wurde. Eine Einrichtung dieser Art befand sich auch in Tegel. Blicken wir zunächst in die Gründungszeit.

Zur Bekämpfung des Vagabundentums bildete sich in Bielefeld ein Verein, der in der Nähe der Stadt 3 Bauernhöfe mit 500 Morgen unkultivierten Landes kaufte. Das Terrain wurde zu einer Kolonie mit dem Namen Wilhelmsdorf umgestaltet. Unter der Leitung von Bodelschwinghs wurden die Ländereien von „arbeitswilligen, aber arbeitslosen Vaganten“ ertragsfähig gemacht. Nach dem Motto „Statt Almosen Arbeit“ war es das Ziel des Pastors, „ein Asyl zu schaffen, in welchem alle diejenigen Unterkommen und Arbeit finden, welche noch nicht so verkommen sind, daß sie vom Vagabundenleben nicht mehr lassen können“. Wer sich der Hausordnung fügte, erhielt für seine Arbeitsleistung Kost, Logis und eine geringe bare Entschädigung. Nach der am 22.3.1882 erfolgten Gründung der Einrichtung folgte bald das Entstehen weiterer Arbeiterkolonien im ganzen Reich.

Bereits Anfang 1883 entstand in Berlin fast ohne Mittel eine Kolonie, die sich in der Reinickendorfer Straße 36a (Wedding) 1 unerwartet schnell entwickelte. Hatte die Einrichtung im Oktober 1885 nur 12 Betten, so waren es 1885 zunächst 38, dann schon 62 Übernachtungsmöglichkeiten. Durch den Verkauf von fünf Morgen Ackerland flossen Mittel, um die Kolonie mit dem Bau eines neuen Kolonistenhauses ab Oktober/November 1890 für eine Aufnahme von 200 Männern zu erweitern. Trotzdem konnten längst nicht alle, die hier einen Zufluchtsort suchten, aufgenommen werden. Wer abgewiesen wurde, erhielt dann eine Tasse Kaffee oder einen Teller Suppe, wenn er von einem Mitglied geschickt wurde. Allerdings war die Zahl der Mitglieder des Vereins der Berliner Arbeiterkolonie mit 2400 recht gering, obwohl der Mindest-Jahresbeitrag nur 2 Mark betrug.

In der Reinickendorfer Straße wurden 1891 60 Kolonisten in der Kistentischlerei, 33 in der Hülsenfabrikation, 23 in der Besen- und Bürstenanfertigung, 42 beim Strohflechten und in der Stuhlrohrabfallflechterei und 20 als Kalfaktoren usw. beschäftigt. Ein Blick in Statistikzahlen des Jahres 1892 überliefert folgendes:

Zeitungsnotiz vom Nov. 1885. Die Obstkerne wurden als Saatgut verkauft, brachten mithin Einnahmen.

Bei einem Personenbestand von 257 wurden 766 Kolonisten neu aufgenommen, 827 gingen ab und 463 wurden abgewiesen. Von der letztgenannten Zahl hatten 157 Männer mangelhafte Papiere und 323 traten selbst vor der Aufnahme zurück. Die Kolonie hatte 64.421 Verpflegungstage, davon entfielen 10.568 auf Ruhetage, mithin 53.853 auf Arbeitstage. Die Ausgaben pro Mann und Tag für die Kost beliefen sich auf 37,5 (im Vorjahr 35,1) Pfennig! Die Einnahmen betrugen 186.834 Mark, darunter 26974 Mark Beiträge und 102.183 Mark aus dem gewerblichen Betrieb. Die Ausgaben lagen bei 178.739 Mark, darunter für Verpflegung 33.090 Mark und für Material zum Gewerbebetrieb 95.040 Mark.

Der Standort der Arbeiterkolonie Tegel von 1891 – 1897.

Im März 1891 berichtete das Teltower Kreis-Blatt, dass bereits einleitende Schritte zur Begründung einer Filiale geschehen seien, weil in den Wintermonaten mehr als tausend Aufnahme Begehrende zurückgewiesen wurden. Im Juli war dann zu lesen, dass sich die Oberförsterei zu Tegel mit der Berliner Arbeiterkolonie in Verbindung gesetzt hatte, ob nicht 50-60 Insassen der Kolonie in den Monaten Oktober bis Dezember im Forst als Holzhauer arbeiten könnten. Eine Unterbringung wäre in den Baracken des Tegeler Schießplatzes denkbar. Die Verhandlungen mit dem Militärfiskus brachten ein positives Resultat. 30 Minuten hinter dem alten Steuerhause ² lag das Domizil der neuen Arbeiterkolonie Tegel. Eine andere Quelle beschrieb die Lage der Zweigstellen-Neugründung mit „10 Minuten von der Weichbildgrenze Berlins entfernt“. In beiden Fällen war damit etwa der (heutige) Schnittpunkt von Scharnweberstraße, Seidelstraße und U-Bahnbrücke gemeint. Der genaue Zeitpunkt der Eröffnung der Filiale war wohl der 18. oder 19. September 1891.

Sehen wir uns zunächst einige Zahlen aus Statistiken an:

Jahr 1891 – 4467 Mark Zuschuss der Hauptkolonie.


Jahr 1892 – Ausgaben 7759 Mark – Einnahmen 6035 Mark. 1724 Mark Zuschuss der Hauptkolonie. Verpflegungskosten pro Mann und Tag 48,5 Pfg.


Jahr 1893 – Ausgaben 15331 Mark – Einnahmen 15331 Mark einschl. 2316 Mark Zuschuss der Hauptkolonie. Verpflegungskosten pro Mann und Tag 43,6 Pfg. Vom Okt.-Dez. 1893 wurden für Rechnung des Kreises Nieder-Barnim 211 Wanderer verpflegt. Abgang 148, Bestand Ende 1893: 63. Verpflegungstage 3349 einschl. 866 Ruhetage.


Jahr 1896 –  Ausgaben 43330 Mark – Einnahmen 43330 Mark einschl. 5499 Mark Zuschuss des Kreises Nieder-Barnim. Verpflegungskosten pro Mann und Tag 37 Pfg.


Jahr 1897 –  Ausgaben 43890 Mark – Einnahmen 43890 Mark einschl. 3909 Mark Zuschuss des Kreises Nieder-Barnim. Verpflegungskosten pro Mann und Tag 40,2 Pfg.

Von der Auflistung weiterer Jahrgänge wird hier abgesehen, da sich die Filiale dann in der Berliner Straße in Reinickendorf befand.

Blicken wir uns nun in der Filiale Tegel der Arbeiterkolonie um. Hierfür stehen uns zwei höchst unterschiedliche Berichte zur Verfügung. So schrieb eine Zeitung am 22.9.1891 u. a. folgendes:
Sie (die Arbeiterkolonie) hat dieselben (gemeint waren die Militärgebäude) in einen wohnlichen Zustand versetzt und mit ihren Leuten besiedelt. Die früher so unscheinbaren Baracken machen jetzt einen recht freundlichen Eindruck. Die Schlafräume sind tapeziert und mit weichen Lagern versehen. Eine Küche ist neu eingerichtet, und ein geräumiger, umzäunter Garten bietet den Kolonisten angenehmen Aufenthalt. Das frühere Offizierskasino, ein viereckiges hohes, mit einem Turm versehenes massives Gebäude, ist zur Wohnung des Vorstehers eingerichtet, während der Kasinosaal den Kolonisten als Betsaal und zum Einnehmen der Mahlzeiten dient.

Im Januar 1892 erfolgte eine ganz andere Schilderung durch eine Anzahl Kolonisten, welche das Leben in der gleich einem Veilchen im Verborgenen blühenden Tegeler Filiale aus eigener Erfahrung kennen zu lernen das große Vergnügen hatten. Einige baufällige Baracke auf dem Schießplatz, die 1891 von 30 Kolonisten instandgesetzt wurden, dienten teils als Schlaf- und teils als Speisesäle. Wind und Wetter hatten in den Baracken „freien Zutritt“, ein Ofen war nicht vorhanden. Erst als es vor Kälte kaum mehr auszuhalten war, wurde ein kleiner eiserner Ofen aufgestellt. Im Backsteingebäude der Kolonie, dem ehemaligen Offizierskasino, befanden sich der „unumgänglich notwendige Betsaal“ und die Wohnung des Vorstehers „mit stets behaglicher Temperatur“.
Wenn im Winter 1891/92 Kolonisten teils bei Schneetreiben im Forst arbeiteten, waren sie nur dürftig bekleidet, an den Füßen nur Holzpantinen oder defekte Stiefel. Zwei alte Pferdedecken ihrer Lagerstatt im eisig kalten Schlafsaal dienten als Zudecke.

Mit Glockensignal musste früh um 5 Uhr aufgestanden werden. Zuerst wurde das Bett wieder in Ordnung gebracht, dann ging es zur Waschküche. Wer im Forst arbeitete, erhielt als Frühstück eine Mehlsuppe und ein Stück trockenes Brot. Um 5.45 Uhr endete das Frühstück, nun begann im Betsaal die etwa 30minütige Morgenandacht, vom Vorsteher abgehalten. Schlecht „angeschrieben“ standen bei diesem die „Trinker“ und die Sozialdemokraten.

Vergütungen der Oberförsterei an die Arbeiterkolonie Tegel.

Um 7.15 Uhr ging´s mit 3 Paar Schmalzstullen, die das Schmalz oft nur oberflächlich sahen, zur 1 ½ Stunden entfernten Arbeitsstelle. Ob Schnee oder Regen, die Witterung war egal. An drei verschiedenen Stellen wurde ausgeforstet. Am Abend musste jede Kolonne einen Handwagen voll Holz unter 7 cm Durchmesser mitbringen. Für die 1 – 1 ½ cbm, als Feuerungsmaterial dienend oder zerkleinert und meterweise gestapelt für den Verkauf gab es für die Kolonisten keine Vergütung. Noch an der Arbeitsstelle wurde gewöhnlich zum Aufwärmen ein Feuer angezündet, obwohl das bei Strafe verboten war. Steif gefroren oder durchnässt wurde bei Einbruch der Dunkelheit der Rückweg angetreten. Gegen 18.00 Uhr gab es nach Erreichen der Kolonie das kalt gewordene Mittagessen und um 19.00 Uhr mit der üblichen Suppe und dem üblichen trockenen Brotstück das Abendessen. Um 20.45 Uhr wurde zur Abendandacht angetreten, wobei die „Trinker“ und die Sozialdemokraten …, na, Sie wissen schon …

Nach Beendigung der Andacht ging es in das „Bett“, das bei Frostwetter sehr oft auch hartgefroren war.

Viele Kolonisten arbeiteten sehr fleißig in der Hoffnung, in 14 Tagen 1 – 2 Mark verdient zu haben. Wer dies nicht so konnte, glaubte zumindest, später ohne Schulden die Kolonie verlassen zu können. Doch es kam anders. Der Fleißigste hatte 16 Wochen gearbeitet, erhielt aber nichts ausgezahlt, musste vielmehr 60 Mark Schulden bezahlen. Neun Männer, die nach 14 Tagen abgingen oder fortliefen, hinterließen 300 Mark Schulden.

Die damit endende, mehr als kritische Schilderung des Alltags in der Arbeiterkolonie Tegel geht auf mehrere Männer zurück, die eindeutig Sozialdemokraten waren. Ihr Erlebtes druckte die sozialdemokratische Tageszeitung „Vorwärts“ ab. Im Berliner Tageblatt widersprach eine Zuschrift einem bereits zuvor „von Gehässigkeiten und Unwahrheiten strotzenden Artikel“ des „Vorwärts“ über die Berliner Arbeiterkolonie in der Reinickendorfer Straße. So wurde hier zum Beispiel berichtet, dass Lohnarbeiter oder Lehrlinge nur so lange als solche behandelt wurden, bis sie die für ihre zugewiesene Arbeit erforderlichen Handgriffe erlernt hatten. Das dauerte 3 – 14 Tage, vom Tagelohn konnten sie leben. Wer anschließend als Akkordarbeiter tätig war, konnte schon 3, 4 oder mitunter 10 Mark in der Woche erübrigen. Die Arbeitsstube wurde schon um 3.30 Uhr geheizt, um die „nötige Wärme“ von 13 – 15 Grad Reaumur zu erreichen. Übrigens gab es 1896 im ganzen Reich 27 Arbeiterkolonien.

Alle Arbeiterkolonien hatten weitgehend identische Hausordnungen. Mithin dürfte die hier gezeigte Hausordnung von Seyda (heute Stadtteil von Jessen/Elster) auch der von Tegel entsprochen haben.

Kehren wir noch einmal zur Tegeler Zweigstelle zurück. Sie wurde im Oktober 1893 durch den Landrat des Kreises Nieder-Barnim, von Waldow, zur Verpflegungsstation des Kreises bestimmt. Von dieser Zeit an wurden alle mittellosen Wanderer im Kreis, denen anderweitige Arbeit nicht nachgewiesen werden konnte, von den Behörden nach Tegel überwiesen. Die Zweigstelle erhielt dafür einen Zuschuss von 2000 Mark jährlich.

Im September 1894 wurde der Handlungsgehilfe Karl Jakob wegen Unterschlagung in der Arbeitskolonie Tegel angeklagt. Seit März des Jahres als „Komptoirist“ dort angestellt, hatte er im Mai und Juni in 10 Fällen die Summe von 28 Mark unterschlagen und zudem bei seiner Entlassung 9 Mark mitgenommen. Während seiner Beschäftigung erhielt er 8 Mark Wochenlohn, von denen 5 Mark als Kostgeld einbehalten wurden. Das Gericht bestrafte ihn zu einem Jahr und acht Monaten Gefängnis und zu drei Jahren Ehrverlust.

Wohl 1896 forderte der Militärfiskus den Arbeiterverein auf, die Baulichkeiten auf dem Schießplatz zu räumen, um das Areal wieder für militärische Zwecke nutzen zu können. So sah sich der Verein genötigt, in Reinickendorf, Berliner Straße 59 ³, für eine dauernde neue Unterkunft ein Grundstück zu kaufen und nötige Gebäude für 100 Arbeitslose errichten zu lassen. Dadurch entstand eine Schuldenlast von reichlich 130.000 Mark, eine Zinslast von etwa 5.000 Mark kam außerdem hinzu. Die neue Filiale, nun nicht mehr in Tegel gelegen, wurde am 8.4.1897 feierlich eingeweiht. Sie wurde hier aber nicht lange genutzt. Schon zum 1.10.1903 erfolgte eine Vermietung des Grundstücks an die Stadt Berlin für 5 Jahre zur Errichtung eines Filial-Hospitals für Männer. Der Mietpreis lag bei jährlich 7500 Mark. Es wurde auch ein Ankaufsrecht der Stadt innerhalb von drei Jahren zu 175.000 Mark bzw. 180.000 Mark innerhalb der letzten zwei Jahre vereinbart. Tatsächlich erfolgte Ende 1905 ein Eigentümerwechsel für 175.000 Mark.

 


1 Später N 65, Reinickendorfer Straße 66
² In der Müllerstraße 77 gab es zwar ein Steuerhaus, hier war aber das ehem. Chausseehaus am Übergang von der Müllerstraße in die Scharnweberstraße gemeint.
³ Heute wäre dies Ollenhauerstraße 128 (Nutzung derzeit als Teilanstalt Reinickendorf der Justizvollzugsanstalt für Frauen).

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen etc. verordnete im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags am 22.6.1889 das „Gesetz, betreffend die Invaliditäts- und Altersversicherung“. Damit wurde am 1.1.1891 im Deutschen Reich durch Reichskanzler Otto von Bismarck die gesetzliche Rentenversicherung eingeführt. Zuvor wurde durch ihn bereits 1883 die Krankenversicherung und im Folgejahr die Unfallversicherung geschaffen. Nur zur Vervollständigung sei erwähnt, dass die Arbeitslosenversicherung erst ab 1.10.1927 in Kraft trat.

An dieser Stelle ist nicht beabsichtigt, auf die Sozialgesetzgebung näher einzugehen. Vielmehr soll berichtet werden, wie im Jahre 1891 in Tegel zwei Arbeiter durch das neue Gesetz durch eine einmalige Zahlung von je 14 Pfennig in den Genuss einer Altersrente kamen. In der Zeitung las sich das damals so:

Zunächst gilt es, die 14 Pfennig zu erklären. Das Gesetz hatte für eine erste Beitragsperiode von 10 Jahren für die wöchentlich zu zahlenden Beiträge vier Lohnklassen festgelegt, für die 14, 20, 24 bzw. 30 Pf. zu entrichten waren. Der Nachweis der Zahlung erfolgte durch Kauf und Einkleben von Beitragsmarken des entsprechenden Wertes in Quittungskarten. Die Lohnklassen entsprachen einem Jahresverdienst, und zwar

Lohnklasse I bis zu 350 Mark, Lohnklasse II mehr als 350 – 550 Mark,

Lohnklasse III mehr als 550 – 850 Mark und Lohnklasse IV mehr als 850 Mark.

Die beiden Tegeler Arbeiter zahlten mithin für eine Beitragsmarke der Lohnklasse I die erwähnten 14 Pf. Für ihren Rentenantrag war die Invaliditäts- und Alters-Versicherungsanstalt der Provinz Brandenburg in Berlin W, Mathäikirchstr. 10 zuständig. Zudem gab es die Invaliditäts- und Alters-Versicherungsanstalt Berlin, die ihren Sitz in Berlin C, Klosterstr. 41 hatte. Letztgenannte war nur für die Innenstadt-Bezirke Mitte, Tiergarten, Wedding, Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Kreuzberg zuständig. Erst mit der Bildung von Groß-Berlin zum 1.10.1920 waren alle Arbeiter bei der längst in Landesversicherungsanstalt (LVA) Berlin umbenannten Rentenkasse versichert. 1891 gab es im gesamten Deutschen Reich 31 Versicherungsanstalten, die zum Jahresende 130774 Altersrenten im Betrag von 9 048 435, 35 M.1 zahlten.

Aus späterer Zeit (hier 1918) Beitragsmarken der Klasse V der LVA Brandenburg für 1 bzw. 2 Woche(n).

Für eine Altersrente betrug die Wartezeit 30 Beitragsjahre, wobei 47 Beitragswochen als ein Beitragsjahr galten. Die Rente begann frühestens mit Beginn des 71. Lebensjahres. Hinsichtlich der Höhe setzte sie sich aus einem von der Versicherungsanstalt aufzubringenden Betrag und einem festen Zuschuss des Reiches im Betrag von 50 Mark zusammen. Der Anteil der Versicherungsanstalt bei der Berechnung der Altersrentenhöhe betrug für jede Beitragswoche in den Lohnklassen I – IV 4, 6, 8 bzw. 10 Pf., wobei 1410 Beitragswochen angesetzt wurde. Die monatliche Rente wurde auf volle 5 Pf. aufgerundet.

Doch wie war es möglich, dass die beiden Tegeler für nur eine Beitragsmarke eine Altersrente erhielten? Das Gesetz enthielt Übergangsvorschriften. Versicherte, die am 1.1.1891 das 40. Lebensjahr vollendet hatten und nachweisen konnten, dass sie in den drei unmittelbar vorausgegangenen Kalenderjahren (1.1.1888 – 31.12.1890) insgesamt mindestens 141 Wochen in einem Arbeitsverhältnis standen, welches nach dem neuen Gesetz versicherungspflichtig gewesen wäre, verminderte sich die Wartezeit. Die Minderung erfolgte um so viele Beitragsjahre, als die Lebensjahre der Betroffenen am 1.1.1891 die Zahl 40 überstiegen. Für 70-Jährige reduzierte sich mithin die Wartezeit von 30 auf 0 Jahre. Der Rentenanspruch war gegeben. Warum allerdings bei einem eingezahlten Beitrag der (niedrigsten) Beitragsklasse I eine laut Zeitungsmeldung „höchste Altersversicherungsrente“ gezahlt wurde, lässt sich nur nachvollziehen, wenn für 30 (hier fiktive) Beitragsjahre stets die Beitragsklasse IV unterstellt wurde. Nach der oben beschriebenen Berechnungsart betrug die Altersrente dann

1410 Beitragswochen x 10 Pf. = 141,- Mark
zzgl. Reichszuschuss = 50,- Mark
Jahresrente = 191,- Mark.

Die aufgerundete monatliche Altersrente hatte dann eine Höhe von gerade einmal 15,95 Mark. Zur Erinnerung: Wer als Arbeiter Beiträge in der Klasse IV zahlte, hatte einen Jahresverdienst von mehr als 850 Mark!

Übrigens sind die Namen der Tegeler wie auch ihr als Rentner jeweils erreichtes Lebensalter nicht überliefert.

1 Beide Zahlen lassen aus hier nicht genannten Gründen keine Schlussfolgerung zu, wie hoch eine Altersrente durchschnittlich war.