Klicken Sie auf die roten Marker, um einzelne Häuser(blocks) anzuschauen:
Ältere Tegeler kennen ihn sicher noch, jenen merkwürdig geformten Baum, der sich einst in der Hauptstraße (heute wäre dies Alt-Tegel Höhe Hausnummer 30) befand. Die Krumme Linde, wie der Baum genannt wurde, stand unweit der Kirche, des Kaiser-Wilhelm-Denkmals und des Alten Kruges. Der Baum hatte aber noch einen weiteren Namen. Er wurde auch Kamelslinde genannt. Die Form des unteren Stammteiles des Baumes erklärte leicht, warum er diesen zusätzlichen Namen erhalten hatte. Scharenweise wanderten bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert die Berliner Jungen, insbesondere natürlich aus den nördlichen Vierteln der Stadt, nach Tegel, um auf der Kamelslinde pflichtschuldigst einen Ritt auszuüben. So durfte es nicht verwundern, dass der Rücken des Kamels in Jahrzehnten unzählige Male bestiegen wurde. Mit der Zeit wurde durch Stiefelabsätze ein großer Teil der Rinde abgetreten. Als Folge verwitterte der Baum unten sehr stark. Im Jahre 1915 hatte die Linde noch eine Höhe von etwa 15 m, auch wenn die Fotos dies nicht mehr vermuten ließen.
Die Gemeinde Tegel und später das Bezirksamt Reinickendorf versuchten mehrmals, den Baum durch Ausmauern der hohlen Stellen zu erhalten. So berichtete die Nord-Berliner Tagespost in ihrer Ausgabe v. 29.7.1932 wie folgt:
Die neue Füllung. Eine Wurzelfüllung, wie sie nicht alltäglich ist, wurde dieser Tage an einer alten Teglerin auf Veranlassung des Bezirksamtes vorgenommen. Zunächst entfernte ein kräftiger Mann mit Picke, Brecheisen und Schaufel die Reste der alten Plombe. Dann säuberte er mit einer handlichen Axt die Wurzeln von den fauligen Resten. Mauersteine gewöhnlichen Formats und Mörtel, wie man ihn zum Häuserbau verwendet, dienten als Füllmaterial. Zum Schluss wurde alles mit Zement glatt gestrichen und die Oberfläche rindenähnlich gekerbt, damit sie sich dem übrigen Gewande anpasst, denn die alte Teglerin, an der diese Zahnoperation vorgenommen wurde, ist die „Krumme Linde“, dieser uralte, an unserer Dorfaue stehende Baum, dessen Bestand damit wieder für eine Reihe von Jahren gesichert sein dürfte, wenn sie nicht ein „Schlaganfall“ jählings dahinrafft.
Ein schneller „Schlaganfall“ trat nicht ein. Der Baum „lebte“ noch bis in die 1940er-Jahre. Er fiel wohl einem Sturm zum Opfer. Bisher war nicht zu erfahren, wann die Krumme Linde tatsächlich entfernt wurde.
Gerhard Völzmann
Die Anregung zum Bau eines Denkmals, das an Kaiser Wilhelm (I.) erinnern sollte, ging vom Tegeler Kriegerverein aus. Die hierfür erforderlichen finanziellen Mittel brachten die Einwohnerschaft und die im Ort ansässigen Firmen auf.
Die Grundsteinlegung auf der Dorfaue (etwa in Höhe der einstigen Krummen Linde) erfolgte am 22.3.1897, also an jenem Tag, an dem Kaiser Wilhelm der Große, wie er damals genannt wurde, seinen 100. Geburtstag begangen hätte. Am Sonntag, dem 21.3.1897, begann um 10 Uhr ein Festgottesdienst, dem abends um 7.30 Uhr eine allgemeine Illumination folgte. Um 8 Uhr wurde ein Zapfenstreich mit Fackelzug dargeboten. Der Folgetag, also der Tag der Grundsteinlegung, begann um 6 Uhr in der Frühe mit einer Reveille (Weckruf). Um 10 Uhr sammelten sich die Festteilnehmer, um 11 Uhr begann die eigentliche Feier. Die Festrede hielt Amts- und Gemeindevorsteher Brunow, gefolgt von der Weihepredigt Pfarrers Suttkus‘. Der Gesang »Heil Dir im Siegerkranz« durfte natürlich nicht fehlen.
Um 7.00 Uhr abends war Beginn der allgemeinen Festfeier mit Damen (!), während Kinder unter 14 Jahren nicht zugelassen waren. Als Lokalitäten waren die Gaststätten von Ewest, Gley und Klippenstein vorgesehen. Der Eintritt kostete 20 Pfennig. Die Feierlichkeiten schlossen am Dienstag, dem 23.3.1897, um 19.00 Uhr mit einer öff entlichen Schulfeier ab, die im Lokal von Ewest stattfand.
Fast ein halbes Jahr später, am 13.9.1897, fand dann die feierliche Enthüllung des Denkmals statt. Hieran nahmen neben der Gemeinde und Ortsbehörde Landrat von Waldow, die Oberhofmeisterin der Kaiserin, Gräfin von Brocksdorf, und Frau Hofmarschall von Heinz teil. 36 Ehrenjungfrauen »verschönten« das Fest. Amtsvorsteher Brunow hielt die Festrede und gab dann das Zeichen zur Enthüllung des Denkmals. Nach der Weihepredigt von Pfarrer Suttkus wurde das Denkmal durch Brunow an den Kriegerverein übergeben. Der Vorsitzende des Vereins, Probst, dankte allen Förderern in einer »kernigen« Ansprache.
Das Standbild Kaiser Wilhelms hatte eine Höhe von 2,60 m, ging auf einen Entwurf des Bildhauers Bärwald zurück und entstand in der Bronzegießerei von Gladenbeck & Sohn (Friedrichshagen) zu einem Preis von 7 614 Mark. Es fand Aufstellung auf einem 3,15 m hohen Postament aus poliertem rotem schwedischem Granit. Darunter war ein doppelter Stufensockel aus blauem gestocktem Granit. Das Postament zierten seitlich Reliefbilder des Fürsten Bismarck und des Grafen Moltke, während die Vorderseite die von einem Lorbeerkranz umgebene Inschrift Kaiser Wilhelm dem Großen trug. Die Gesamtkosten des Denkmals lagen bei rund 12 600 Mark.
Während nach dem Ersten Weltkrieg in vielen Orten (z. B. in Reinickendorf) die Kaiser-Wilhelm-Denkmale gestürzt wurden, geschah dies in Tegel (noch) nicht. Nach einer Ansichtskarte aus der Zeit um 1936 war das Denkmal weiter vorhanden. Wann genau es entfernt wurde, ist bisher nicht bekannt. Etwa an derselben Stelle erinnert seit 31.5.1989 ein Denkmal an den Chronisten von Tegel, August Wietholz.
Gerhard Völzmann