Auf dem großen Eckgrundstück Berliner Ecke Veitstraße stand – etwas zurückgesetzt in der Veitstraße 5 – das Tegeler Amts- bzw. Rathaus. Zuerst wurde 1874 das rechts gelegene zweigeschossige Amtshaus erbaut und als Verwaltungsgebäude für den im selben Jahr gebildeten Amtsbezirk Tegel in Benutzung genommen. Auch der neu ernannte Amtsvorsteher Brunow erhielt in dem Gebäude seine Dienstwohnung.
Als der Gemeindevorsteher Ziekow, der seine Dienstgeschäfte in seinem Wohnhaus Alt-Tegel 51 geführt hatte, die Gemeindeverwaltung 1882 an den nunmehr auch zum Gemeindevorsteher gewählten Brunow übergab, nahm das Amtshaus auch die Gemeindeverwaltung auf. Zur Unterbringung ihrer mit dem starken Anstieg der Bevölkerung wachsenden Zahl der Dienststellen errichtete man 1898 einen Erweiterungsbau auf dem Hof.
Als die Einwohnerzahl von 7.487 im Jahre 1901 auf 14.332 im Jahre 1906 gestiegen war und dementsprechend der Umfang des Dienstbetriebs in der Gemeindeverwaltung sowie die Zahl der Gemeindebediensteten weiterhin stark angewachsen war, wurde die Frage eines Rathausneubaus erörtert. Da künftig noch Neu-Tegel östlich der Kremmener Bahn und Tegel-Süd an der Bernauer Straße dem Wohnungsbau erschlossen werden sollten und die endgültige Einwohnerzahl noch unsicher war, hielten der Bürgermeister Weigert und die Gemeindeverwaltung die Zeit für einen Rathausneubau für noch nicht reif und betrieben daher die Errichtung eines Anbaus auf dem westlich an das alte Amtshaus angrenzende Grundstück.
Auf Beschluss der Gemeindevertretung im Februar 1907 wurde daraufhin der links an das Amtshaus angebaute viergeschossige Erweiterungsbau (früher Veitstraße 3 genannt) nach Entwurf des Gemeindebaumeisters Fischer in den damals üblichen Formen der Backsteingotik erbaut und durch Wanddurchbrüche mit dem alten Amtshaus verbunden. Eine Erweiterung zum künftigen endgültigen Rathaus blieb möglich. Die Baukosten betrugen rund 130.000 Mark.
Im Erdgeschoss des Erweiterungsbaus wurden untergebracht die Gemeindekasse, die Steuerabteilung, das Einwohnermeldeamt und das Armenamt. Im 1. Obergeschoss zogen ein das Königliche Preußische Standesamt mit einem besonderen Eheschließungszimmer, ferner das Archiv, das Direktorialzimmer und weitere Abteilungen. Im 2. Obergeschoss wurde die eigentliche Gemeindeverwaltung, die mit weniger Publikumsverkehr verbunden war, eingerichtet, insbesondere die Schulverwaltung, die Kanalisations- und Wasserabteilung, der Gemeindebaumeister mit einem Planzimmer sowie ein Gemeindezimmer. Das 3. Obergeschoss mietete Bürgermeister Weigert als Dienstwohnung für jährlich 1.000 Mark einschließlich Nutzung des Gartens an der Ecke Veit-/Berliner Straße. Hierfür gab er die Dienstwohnung im alten Amtshaus auf.
Das alte Amtshaus wurde gleichzeitig umgebaut. Der dortige Sitzungssaal der Gemeindevertretung wurde durch Hinzunahme eines Zimmers der bisherigen Dienstwohnung vergrößert, und die übrigen bisher von der Gemeindeverwaltung genutzten Räume wurden der Amtsverwaltung zur Verfügung gestellt, die wegen des Anwachsens der Dienstgeschäfte und Vermehrung der Bediensteten ebenfalls unter Raummangel litt.
Das Amts- und Erweiterungsgebäude wurde nun von den Einwohnern als „Tegeler Rathaus“ bezeichnet. Nach der Eingemeindung Tegels in Berlin brachte das Bezirksamt Reinickendorf hier Dienststellen und die Dienstwohnung des Bezirksbürgermeisters Reichhelm unter. Das „Amtsbuch der Stadt Berlin“ von 1928 führt auf: die Grundeigentumsabteilung (An- und Verkauf städtischer Grundstücke, Verwaltung des städtischen Grundbesitzes), die Steuerabteilung Tegel, das Wahlamt, die Auftragskasse Tegel, die Steuerkasse 20 B, die Dienststelle Tegel (Entgegennahme von Anträgen der Einwohner).
Die Rathausgebäude erlitten 1943 Bombentreffer und wurden 1945 völlig zerstört. Die Ruine trug man 1947 ab. Heute befindet sich hier der unbebaute Teil des Feuerwehrgrundstücks Berliner Straße 16.